Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Österreich erreichen doch die von ihnen erwünschten Ziele, und zwar auf 
Kosten der Autorität Deutschlands als Mitgliedes des Dreibundes, das im 
Interesse des allgemeinen Friedens und im Interesse seines eigenen An¬ 
sehens in den Augen der Mächte des Dreiverbandes, sich über kurz oder 
lang gezwungen sehen wird, ernste Vorstellungen in Rom und in Wien 
zu erheben, damit sich Überraschungen dieser Art nicht mehr wieder¬ 
holen. 
Der russische Botschafter sagte mir, daß dieser selbstherrliche Schritt 
Italiens und Österreichs in Petersburg eine sehr schlechte Aufnahme ge¬ 
funden hat und auch der englische Botschafter teilte mir mit, daß er 
auch in London den schlechtesten Eindruck gemacht hat, und daß Sir 
Edward Grey in sehr energischer Form seine Ansicht darüber in Wien 
zu verstehen gegeben hat. 
Der griechische Geschäftsträger hat gestern der deutschen Regierung 
die Antwort Griechenlands auf die österreichisch-italienische Demarche 
bekanntgegeben und der Staatssekretär hat dieselbe bloß zur Kenntnis 
genommen, sich jedoch jeglichen Kommentars enthalten. 
Wie ich höre, werden sich die österreichische und die italienische Re¬ 
gierung mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. 
Anläßlich der beunruhigenden Gerüchte über kriegerische Absichten 
der Türkei hatte ich Gelegenheit auch darüber mit dem englischen und 
russischen Botschafter, sowie mit dem französischen Geschäftsträger zu 
sprechen. Sie waren alle der Meinung, daß sich die Großmächte schon 
jetzt untereinander verständigen sollten, wie diese Eventualität verhindert 
werden könne. Der englische Botschafter ist ferner der Ansicht, daß zu 
diesem Zwecke und auch zur Regelung anderer Fragen die Botschafter¬ 
konferenz in London ehestens wieder zusammentreten sollte und daß ge¬ 
legentlich der gegenwärtig stattfindenden Anleiheverhandlungen mit der 
Türkei die Großmächte verläßliche Garantien zwecks Erhaltung des Frie¬ 
dens verlangen sollten. 
Mit Rücksicht auf das oben Angeführte habe ich gelegentlich die Auf¬ 
merksamkeit hiesiger Regierungs- und Finanzkreise anläßlich der Ver¬ 
handlungen mit Djawid Bey auf die Notwendigkeit möglichst sicherer 
Garantien für die Erhaltung des Friedens seitens der Türkei gelenkt. 
Nr. 38i. 
Der serbische Geschäftsträger Michailowitsch, Rom, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 274. 
Rom, den 
24. Oktober 
I9I3- 
6. November 
Mit meiner Depesche vom 9. ds. Mts. hatte ich die Ehre dem Ministe¬ 
rium über ein Gespräch zwischen dem russischen Ministerpräsidenten
	        
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