Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

man uns diese Entschädigung verweigert. Auf mein erneutes 
intensives Drängen gaben mir schließlich Grey und Hardinge ihr Wort, 
daß sie fortfahren werden, unsere territoriale Entschädi¬ 
gungsforderung solange zu unterstützen, als Rußland sie 
aufrechterhalte. Ich erklärte ihnen auch unsere anderen Forderungen, 
namentlich betreffs einer Garantie für die Stellung Bosniens als eines 
autonomen Ganzen, aber mit der Auffassung, die sie anscheinend ak¬ 
zeptierten, daß vorläufig diese Forderungen in deir Diskussion nicht 
vorgebracht werden sollten, da das ganze Schwergewicht auf 
der territorialen Kompensation ruhen müsse. Wenn diese 
angenommen werde, so könne dann alles andere nur zur Diskussion 
gestellt werden. Falls diese Forderung aber durchfalle, so müßten wir 
mit allen anderen unbedingt durchdringen, ohne darum doch befriedigt 
zu sein. Der König ist nicht in London, und es ist nicht sicher, ob er vor 
Ende der nächsten Woche zurückkehren wird. Ich kann ihn daher nicht 
erwarten. Ich habe angefangen, bei den Botschaftern Besuche zu 
machen und will auch Lansdowne, den früheren Minister des Äußern, 
besuchen. Die gesamte Presse sympathisiert sehr mit Serbien und mit 
mir; ich gebe den Vertretern und Berichterstattern angesehener eng¬ 
lischer und ausländischer Blätter Informationen und Interviews. Von 
hier reise ich am Sonntag nach Paris. An Paschitsch x) habe ich hierüber 
telegraphiert. 
Nr. 2 2. 
Spezial-Delegierter, Minister des Äußern 
Milowanowitsch, London, an das Ministerium des 
Äußern in Belgrad. 
Telegramm: London, den 16-/29. Oktober 1908. 
Ich habe Grey und Hardinge den Stand der serbischen Beziehungen 
zu Bulgarien, zur Türkei und zu Österreich-Ungarn erschöpfend dar¬ 
gelegt. Sie erwiderten mir, England blicke mit der größten 
Sympathie auf die Annäherung der Balkanstaaten. Auf 
meinen Wunsch werde man in Sofia Ratschläge geben und in Konstan¬ 
tinopel erklären, daß ein serbisch-bulgarisches Übereinkommen nicht 
gegen die Türkei gerichtet sei. Ich gab präzise Erklärungen ab über 
unseren Standpunkt hinsichtlich des Sandschaks Novibazar, worüber 
ich Sie bei anderer Gelegenheit mündlich informieren werde. Bezüg¬ 
lich der transbalkanischen Eisenbahn1 2) begründete ich besonders das 
Begehren, daß der Anschluß an Rumänien bei Radujevaz erfolge, und 
1) Paschitsch befand sich damals ebenfalls als Spezialdelegierter in Petersburg. 
2) Gemeint ist die Donau-Adria-Bahn. 
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