Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

freundschaftlichen Beziehungen der Balkanstaaten untereinander, sowie 
an der Erhaltung des Friedens unter ihnen nehmen, auszusprechen. 
Auch ich selbst war immer von den gleichen Gefühlen beseelt und 
alle meine Anstrengungen erschöpften sich in der Erfüllung dieser 
Aufgabe, der ich auch in Zukunft treu bleiben werde. 
Bei der Verfolgung dieses Zieles stoße ich jedoch auf ernste Schwie¬ 
rigkeiten, die in der Hauptsache auf den Verzicht Serbiens 
auf das adriatische Küstengebiet zurückzuführen sind. Wie 
bekannt, war der Besitz des adriatischen Küstenlandes dringendstes Be¬ 
dürfnis für Serbien. Gerade um dieses Besitzes willen hat Serbien 
seinen Bundesgenossen in allen anderen Fragen Konzessionen gemacht. 
Speziell die Abgrenzung auf Grund des Vertrages zwischen Serbien 
und Bulgarien ist mit Rücksicht auf den Erwerb des adriatischen Kü¬ 
stengebietes seitens Serbiens, erfolgt. 
Zu meinem großen Bedauern läßt unser Verbündeter, Bulgarien, 
jeden guten Willen vermissen, die ungeheueren Opfer, die wir gebracht 
haben, indem wir auf das von unserer Armee eroberte Küstengebiet ver¬ 
zichteten, um dem Balkanbunde die Früchte seiner Siege zu sichern, 
in Erwägung zu ziehen. 
Durch diese unsere Handlungsweise haben wir einen Krieg mit 
Österreich-Ungarn vermieden, einen Krieg, der zur europäischen Kon- 
flagration hätte führen können. 
Nicht genug damit, Serbien hat während des ganzen Krieges sich 
größeren und schwereren Aufgaben unterzogen, als es dazu vertrag¬ 
lich verpflichtet war. 
So hat Serbien eingewilligt, daß Bulgarien die Armee, welche nach 
den Bestimmungen des Vertrages im Wardartale hätte operieren sol¬ 
len, nach dem Maritzakriegsschauplatze dirigiere. Dadurch fiel die 
ganze Last der militärischen Operationen in Mazedonien uns allein zu 
und wir haben durch Verdoppelung unserer Kräfte die eigentlich ge¬ 
meinsam zu bewältigende schwere Aufgabe in glänzender Weise gelöst. 
Wir taten noch mehr. Wir sandten zur Verstärkung der bulgarischen 
Belagerungsarmee von Adrianopel zwei Divisionen und unsere schwere 
Belagerungsartillerie. 
Alle diese während des Krieges eingetretenen und unvorhergesehenen 
Ereignisse haben den Inhalt des Vertrages selbst vollkommen geändert. 
Nichtsdestoweniger verharrt Bulgarien auf der genauen Durchfüh¬ 
rung des Paragraphen des Bündnisvertrages, der sich auf die Abgren¬ 
zungsfragen bezieht. 
Hierin liegt der Grund aller Schwierigkeiten des gegenwärtigen Augen¬ 
blicks, der die slawisch fühlende Seele Euerer Majestät beunruhigt und 
meine Tage verdüstert. 
Alle serbischen Politiker und alle politischen Parteien im Lande 
haben sich einstimmig dahin ausgesprochen, daß wir an Griechenland 
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