Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Nr. ii 
Der serbische Geschäftsträger Gruitsch, London, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. i46o. London, den 4-/!7- Oktober 1908. 
In Ergänzung meines gestrigen Berichtes beehre ich mich Ihnen mit¬ 
zuteilen, daß das Communiqué, welches ich Ihnen im Wortlaute ge¬ 
sandt habe, alles enthält, was man bis jetzt hier über den Ausgang der 
zwischen Iswolski und Sir Edward Grey bezüglich der Konferenz ge¬ 
pflogenen Verhandlungen mitteilen will. Alle übrigen Nachrichten über 
das Programm sind mit der größten Reserve aufzunehmen. — Bezüglich 
des von der Reuter-Agentur veröffentlichten Telegramms wird hier an 
zuständiger Stelle versichert, daß es „ungenau“ sei. Dasselbe sagte mir 
auch Sir Charles Hardinge, indem er hinzufügte, daß Österreich und 
Deutschland sicherlich ihre Beteiligung an der Konferenz ablehnen wür¬ 
den, wenn das ihnen vorzulegende wahre Programm so präzise Bestim¬ 
mungen über die an Serbien und Montenegro zu gewährende Entschädi¬ 
gung enthielte. Aus dem, was mir Sir Charles im weiteren Verlaufe des 
Gespräches sagte, sowie nach alledem, was ich von anderer Seite in Er¬ 
fahrung bringen konnte, glaube ich, daß dieses Programm, obwohl es 
zwar in gewissen Einzelheiten ungenau sein mag, dennoch in der 
Hauptsache den Kern der zwischen England, Rußland und Frankreich 
erzielten Verständigung enthält. Seine Veröffentlichung hat jedoch im 
Foreign Office einen sehr ungünstigen Eindruck gemacht, weil man an¬ 
nimmt, daß dieselbe den Zusammentritt der Konferenz in Frage stellen 
könne. 
Nr. i5. 
Der serbische Geschäftsträger Subotitsch, Rom, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: Rom, den 4-/*7- Oktober 1908. 
Ich habe die empfangene Instruktion Tittoni mitgeteilt, der sie sym¬ 
pathisch entgegennahm und jede Unterstützung seitens Italiens in den 
Grenzen der Möglichkeit versprach; dasselbe wünscht auch der König 
von Italien. Er rät uns eine Verständigung mit der Türkei bezüglich des 
Sandschaks Novibazar noch vor Ihrer Reise nach Berlin mit dem Hin¬ 
weise, daß es für die Türkei nützlicher sei, an Serbien zu grenzen als 
an Österreich-Ungarn; in Berlin und London ist eine diesbezügliche be¬ 
sondere Tätigkeit zu entfalten. Tittoni wird die dortigen Gesandten an¬ 
weisen, unsere Sache zu unterstützen, zwar nicht offiziell, aber privatim 
und in freundschaftlicher Form. 
18
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.