Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

positive Kunde davon, daß man in Wien den Bulgaren nur zu dem 
Zwecke so ungewöhnlich schmeichelt, um die Bulgaren für sich zu ge¬ 
winnen, wenn Rumänien einmal von Österreich und Deutschland ab¬ 
rücken sollte. 
Aber auch in Deutschland könnte Rumänien eine Unterstützung für 
die Wünsche unserer und seiner Konnationalen in Monastir finden. Ru¬ 
mänien würde dadurch für die Zukunft auch uns an sich binden. 
Es grüßt Dich 
Dein 
Paschitsch. 
Nr. 246. 
Der serbische Gesandte Ristitsch, Bukarest, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Bukarest, den 8./21. Dezember 1912. 
Es scheint, daß die Haltung Rumäniens vor einer großen Wendung 
angelangt ist und daß man einen Krieg aus denselben Gründen scheut 
wie zur Zeit der Annexion. Ein Vertrauensmann von Take Jonescu sagte 
mir, wir mögen uns in der Frage wegen des Ausgangs zum Adriatischen 
Meere nicht sträuben, und er stellte uns den Beitritt Rumäniens zum 
Balkanbund für die nahe Zukunft in Aussicht, einem Bunde, dein auch 
die Türkei, wie man glaubt, beitreten werde. Wer weiß, wie sonst im 
Falle eines Krieges (mit Österreich) die Haltung Rumäniens sein 
würde. Ich erfahre ferner, daß Rumänien beständig bei der bulgari¬ 
schen Regierung darauf dringt, in die Verhandlungen wegen der Do- 
brutschagrenze einzutreten, allein Bulgarien versucht, die Erörterung 
dieser Frage bis nach dem Friedensschlüsse zu verschieben. Ich höre, 
daß dieser Tage abermals ein dringender Schritt in Sofia in dieser 
Angelegenheit unternommen werden wird. 
Randbemerkung Paschitschs: Zur Kenntnis genommen* Herrn Ristitsch 
ist zu schreiben, er möge unseren Gesichtspunkt in der Frage von der 
rumänisch-bulgarischen Grenzregulierung dahin erläutern, daß unserer 
Ansicht nach Rumänien einen unverbesserlichen Fehler begehen würde, 
wenn es mit Gewalt oder mit Drohungen irgendwelche territoriale Ab¬ 
tretungen von Bulgarien erzwingen würde, denn damit würde Ru¬ 
mänien seine späteren Aussichten auf viel bedeuten¬ 
deren nationalen Gewinn verlieren1). 
1) Ist das die Sprache Jemandes, der befürchtet vom Gegner angegriffen zu werden? 
18 Boghitscliewitsch, Serbien. 2^3
	        
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