Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

mit Bulgarien zu gehen, wird Österreich-Ungarn nicht säumen, serbi¬ 
sches Territorium und Belgrad zu besetzen. Die Türkei beabsichtigt, so¬ 
bald der Krieg ausbricht, die Griechen durch bedeutende Konzessionen 
in jenen Fragen, die speziell Griechenland angehen, von den anderen 
Balkanstaaten zu trennen. Mit Rücksicht auf das Angeführte ist es 
unumgänglich nötig, daß die serbische Regierung Bulgarien dahin auf¬ 
klärt (?), daß Serbien es für unmöglich hält, unter solchen Umständen 
Bulgarien in einer, wie die russische Regierung meint, so gefährlichen 
Aktion, vor der die kaiserliche Regierung nicht nur einmal, sondern 
des öfteren gewarnt hat, zu folgen. 
Rußland lehnt jede Verantwortung für die Folgen des Krieges ab 
und erklärt noch einmal, daß die Balkanregierungen auf die Unter¬ 
stützung Rußlands nicht rechnen können. 
Randbemerkung von der Hand Paschitsch: „Référé au Roi.“ 
Nr. 186. 
Persönliche Aufzeichnung des Ministerpräsidenten 
Paschitsch über eine ihm vom russischen Gesandten 
Hartwig mitgeteilte Depesche des russischen Mi¬ 
nisteriums des Äußern. 
Belgrad, den 7./20. September 1912. 
Heute am 7. September 1912 kam der russische Gesandte von 
Hartwig zu mir und las mir eine Depesche vor, die er erhalten hat, 
und die folgendermaßen lautete: 
Rußland hat sich der serbisch-bulgarischen Verständigung gegen¬ 
über sehr sympathisch verhalten und hat keine Pressionx) ausgeübt, daß 
der Vertrag zustande komme, sondern hat es Serbien und Bulgarien 
überlassen, selbst aus eigener Überzeugung das Einvernehmen zustande 
zu bringen, und es hat dieses Einvernehmen als einen Akt der Ga¬ 
rantie der beiderseitigen Interessen und als ein Mittel zur Abwehr 
eines äußeren Angriffes seitens einer dritten Macht angesehen. Des¬ 
wegen hat sich Rußland auch nicht gegen die Vertragsbestimmung ge¬ 
sträubt, daß es im Falle von Meinungsverschiedenheiten Schiedsrichter 
sei. Sollten aber jetzt Serbien und Bulgarien die dringenden Rat¬ 
schläge des Schiedsrichters nicht beachten, den Frieden stören und 
mit der Türkei Krieg führen, dann würde Rußland leider genötigt sein, 
nur auf seine eigenen Interessen Bedacht zu nehmen. 
x) Dio ganze Korrespondenz Hartwig’s mit dem rassischen Ministerium des Äußern 
beweist das Gegenteil. 
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