Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Nr. io. 
Der serbische Gesandte Nenadowitsch, Konstanti¬ 
nopel, an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 84 4* 
Auszug. 
jr A A. i i 27. September 0 
Konstantmopei, den —*-— -1000. 
F 10. Oktober y 
Der Bericht gibt zunächst eine Unterredung des serbischen Gesandten 
mit dem russischen, englischen, französischen und italienischen Botschaf¬ 
ter über die durch die Annexion neugeschaffene politische Lage wieder. 
Über den englischen Botschafter Lowther findet sich folgende Stelle: 
Lowther ist bezüglich der Einberufung einer Konferenz der Mächte 
pessimistisch. Außer Österreich, von dem man jetzt schon wisse, daß es 
entschieden dagegen sei und daß es eine Einwilligung nur dann geben 
würde, wenn ihm das genaue Programm zuvor vorgelegt würde, und 
sich die übrigen Mächte damit einverstanden erklären würden, daß die 
bosnische Frage nicht berührt werden dürfe, habe auch Deutschland 
kein Interesse, die Idee einer Konferenz zu unterstützen. In der Konfe¬ 
renz, meinte Herr Lowther, würde Deutschland aus seiner Reserve 
heraustreten und sich offen und unbedingt als Beschützer Österreichs 
hinstellen. Indessen gehe das Bestreben Deutschlands dahin, auch ferner¬ 
hin in der Rolle eines nur geheimen Helfers Österreichs zu verbleiben. 
Auch schon seine wirtschaftlichen Unternehmungen und Aspirationen 
in Kleinasien diktierten Deutschland eine solche Haltung. Was zu er¬ 
warten stehe, wenn man mit der Konferenzidee keinen Erfolg habe, 
vermag Lowther nicht vorher zu sehen. Die Situation erscheine 
ihm dunkel und voller Gefahren. Er glaube und sei sogar da¬ 
von überzeugt, daß die anderen Signatarmächte des Berliner Vertrages 
nicht über alles das, was jetzt geschehen sei, hinweggehen und durch 
ihre Haltung das Prinzip des Rechtes des Stärkeren sanktionieren 
könnten. 
Nr. 11. 
Der serbische Gesandte Georg Simitsch, Wien, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
„r. , 27. September n 
Wien, den ———-- 1908. 
10. Oktober 
Auszug aus einem Bericht über eine Unterredung mit dem russischen 
Botschafter. 
„Auf meine Frage, ob die russische Regierung von der Absicht der 
k. u. k. Regierung bezüglich der Annexion benachrichtigt war, ant- 
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