Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

es zweckentsprechend, wenn Professor Radovan Koschutitsch sich mit 
dem russischen Propaganda-Ausschüsse für die Reise nach Sofia ins Ein¬ 
vernehmen setzen würde, an dessen Spitze die Herren Wergun und 
Komarow stehen. 
Nr. i36. 
Der serbische Gesandte Petkowitsch, Cetinje, an das 
Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 87. Centin je, den 7^2 o. August 1910. 
Der Gesandte berichtet zunächst über eine Reihe fürstlicher Gäste, 
die zum Regierungsjubiläum des Fürsten Nikita in Cetinje erwartet 
werden und über das mit ihrem Empfange verbundene Zeremoniell. 
Anläßlich des bevorstehenden Eintreffens der Prinzessin Helene (Toch¬ 
ter des Königs Peter) und des serbischen Kronprinzen Alexander wird 
der Gesandte zu einer Besprechung zum Fürsten befohlen, worüber 
der Gesandte folgendermaßen berichtet: 
Der Fürst sagte mir halb im Scherz, daß in der Suite des Kronprin¬ 
zen auch der Direktor des Belgrader Blattes „Dnewni List“ reise, was 
ich sofort auf das entschiedenste bestritt. Der „Dnewni List“, be¬ 
merkte der Fürst, habe kürzlich einen Artikel geschrieben, in dem er 
anführt, daß ich eine geheime Konvention mit Bulgarien gegen Serbien 
abgeschlossen habe; sodann beklagte sich der Fürst abermals, daß ihn 
serbische Blätter oftmals persönlich angreifen, obwohl er seinerseits 
niemals zulassen würde, noch hierfür ein Beispiel angeführt werden 
könne, daß in Montenegro persönliche Angriffe gegen König Peter 
veröffentlicht würden. Der Fürst hob dabei noch ausdrücklich hervor, 
daß die serbische Regierung, die Neusatzer „Zastawa“, den „Srbo- 
bran“ und den Agramer „Pokret“ bezahle, Blätter, die bekanntlich häu¬ 
fige Angriffe gegen den Fürsten bringen. — „Die großen europäischen 
Blätter,“ fuhr der Fürst fort, „schätzen mich und drücken sich lobend 
über mich aus und nur die serbischen Blätter greifen mich unablässig 
in gehässiger Weise an. Belgrader Blätter sagen, daß mir Österreich 
die Königskrone verleihen wolle und von dort sind auch die Gerüchte 
verbreitet worden, daß ich den Lovtjen1) an Österreich verkauft hätte. 
Wir wollen jetzt auf diese schändlichen Verleumdungen nicht antwor¬ 
ten, denn wir haben andere und dringendere Geschäfte zu tun; aber 
später wollen auch wir ein Wörtchen darüber sagen, oder glauben Sie 
etwa, daß wir das alles unbeantwortet lassen werden?“ — Ich erwiderte 
ihm, daß man antworten könne, wann und wie man wolle; aber man 
■*) Berg und wichtiger, Cetinje beherrschender strategischer Punkt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.