Volltext: Kopf und Herz des Weltkrieges

Erich Ludendorff bis 1914 
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Einen solchen Wahrspruch hatte man vergessen. Die diplomatischen 
Vertreter und Führer des Reiches standen wohl mit ihrem Herzen 
einem Goethe näher, als einem Wilhelm I. und Friedrich II., 
dem Weimarer Dichterfürsten und wie Ludendorff hervorhebt, 
„Freimaurer" Goethe, der die Inschrift auf dem Denkmal des 
französischen Generals Dumouriez verfaßt hat, das zum Gedächtnis 
auf dem Felde von „Valmy, jener Schlacht vom 20. September 
1792", errichtet ist, nach der „das von Freimaurern geführte preußische 
und österreichische Heer vor der französischen Revolutionsarmee kehrt 
gemacht hatte". Die Goethesche Inschrift lautet, nach der Inaugen 
scheinnahme Ludendorffs: 
„Von hier und heute geht eine neue Epoche der 
Weltgeschichte an." 
Und nun gedenkt noch unser General der großen Parolen im 
Lichthofe des Zeughauses in Berlin 1914. Der Kaiser, umjubelt 
vom Volke, in Begleitung seiner Söhne, kam vom Schloß dorthin. 
Er „fühlte sich auf der Höhe seiner Macht, in treuer Hingebung 
diente ich ihm; daß ich Einzelerscheinungen des Monarchen und 
Volkes halber bedauerte, zeigte ich. Das änderte nichts an der Hin 
gabe. Wie stark meine Natur der seinigen entgegengesetzt war, 
konnte ich erst später feststellen". 
Auch der gewaltigen Eindrücke erinnert sich General Ludendorff 
anläßlich der Vorführungen des „Großen Zapfenstreichs" sämtlicher 
Spielleute und Hoboisten deS Garde- und des 3. Armeekorps vor 
dem Königlichen Schloß zu Berlin und des Schweigens, in dem 
die Generalität an der Schloßterrasse und das gesamte Publikum 
beim roten Schein der schwelenden Fackeln verharrte, während der 
Kaiser mit seiner Umgebung auf dem Altan stand, dort, von wo er 
bei der Mobilmachung nur die wenigen Worte im tiefen Ernste und 
auch wahren Sinnes heruntergerufen hatte in die begeisterte Menge: 
„Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur 
noch Deutsche!" 
So war es leider nur während der ersten Kriegszeit! Aber der 
Kaiser hat wohl dieses Auftauchen der Parteien in ihrer ganzen 
Schädlichkeit nicht gewollt und nur dadurch herbeigeführt, daß 
er nicht wie ein Friedrich II. die ganzen Hilfsmittel deS Staates 
auf den Krieg einstellte und einstellen ließ, worum sich später, 
wie wir sehen werden, der Generalfeldmarschall von Hindenburg
	        
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