Volltext: Kopf und Herz des Weltkrieges

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Erich Ludendorff Ins 1914 
Sicherheit hatte noch unsere Gegenwart zu entbehren, damit daß 
nicht früher an allen Staats- und militärischen Stellen „höheren 
Orts" die hohe Erkenntnis und Berufsauffassung eines Ludendorff 
Gemeingut wurde. — Mit meinen Lesern gebe ich mich der un 
bedingten Hoffnung, nein, der selbstverständlichen Erwartung hin, 
daß nun endlich jegliche Verunglimpfung, Verkleinerung, Beiseite- 
schiebung und Verächtlichmachung des Generals, um ihn ganz aus 
der Volksseele zu reißen, unterbleibt. Schon diese vorkriegszeit 
lichen Betrachtungen müßten genügen; aber ich glaube, daß, gerade 
durch die Verlebendigung seiner Ausbildung und seiner Charakter 
stärke im Kriege, Ludendorff niemals aus dem Volksbewußtsein, 
auch bei der Jugend nicht, gerissen werden kann, die ja nicht mit 
uns Soldaten oder in der Heimat um jeden Erfolg der grandiosen 
Operationen gebangt hat. Ein Verständnis dafür darf im deutschen 
Volke nie verschwinden, wie es unter der Bethmannschen und dann 
unter den anderen Regierungen im Kriege und bis 1933 zur furcht 
baren Erkenntnis eines Ludendorff kam, daß Regierung und 
Landesverteidigung nicht eines Geistes, eines Willens war, um 
Leben und Art, Freiheit und Wohlergehen dem Volke zu sichern. 
Zweimal wird der britische Kriegsminister Lord Haldane in 
Berlin, nicht lange vor dem drohenden Kriegsgewitter, empfangen, 
ständig fremden Militärs und Technikern Einblicke gewährt, die 
„Extratour" Italiens in der „Algeciraökonferenz" entschuldigt und 
die Haager Friedenskonferenzen ebenso ernst genommen, wie später 
die 14 Punkte Wilsons und der Völkerbund. 
Daß alle Mühe, Sorge und Gewissenhaftigkeit unserer mili 
tärischen Ertüchtigung, vom Großen Kurfürsten her, über den 
Soldatenkönig und Friedrich II. bis hin zum alten Kaiser, letzten 
Endes wegen dieses geringen Zusammenhaltes von Regierung, 
Volk und Armee zerschlagen werden konnte, erfüllt uns schon bei 
Beendigung der Aufzeichnungen Ludendorffö vom militärischen 
Werdegange mit Bitterkeit. Alles vertan! Geblieben aus kraft 
vollstem Leben nur Historie, die eine Jugend wieder zum Leben zu 
erwecken berufen ist, wie wir ja auf dem Wege dazu sind! — Ehe 
wir aber schließen, prägt sich unbedingt und unmittelbar uns der 
Gedanke auf: Wer für den Krieg und im Kriege so das seine ge 
leistet hat, wie sollte dieser nicht auch nach dem Kriege den Er 
fordernissen unerschrocken ins Auge sehen und 
seinen Mann stehen!
	        
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