Die Schlacht an den Masurischen Seen
131
zeugen, daß mehrere hundert Gefangene durch den Sturm
angriff des Regiments gemacht wären.
Auch den Verlauf der Schlacht an den Masurischen Seen schildert
General Ludendorff so, wie sich für uns das Bild der Bewegungö-
kämpfe gegen den Russen ergab, wenn natürlich der erste zähe
Widerstand gebrochen war: Der Russe setzte sich in seinen bestens
vorbereiteten rückwärtigen Stellungen kaum ernstlich fest oder gab
sie über Nacht auf. Wir fanden Unterstände gegen den Bug hin,
die eine Decke von 8 oder mehr schweren Baumstämmen kreuzweis
übereinander hatten, mit Sofas oder „sonstigem Feldkomfort" aus
gestattet waren, so daß sich auch an unserer Front die mehr heitere
Nachricht verbreitete, der „Nikolaijewitsch", Oberkommandierender
der russischen Armee, hätte dort übernachtet. Eher anzunehmen ist,
daß er tatsächlich sich in der Nähe der entscheidenden Kämpfe in
Ostpreußen ausgehalten hat. Nach Ludendorffs „Meine Kriegö-
erinnerungen" sind diese gegenüber der Front, an die soeben erinnert
wurde, wohl erheblich schwerer gewesen. Man muß sich hineindenken
in die gefahrvolle Lage, die nur zu meistern war mit Truppen, die
zum größten Teil ihre Heimatprovinz verteidigten und auf Schritt
und Tritt das große Elend nachempfanden, welches Ostpreußen
besonders durch die Brandstiftungen, Unsauberkeiten, Vergewal
tigungen, Ermordung friedlicher Einwohner, die sich nirgends am
Kampfe, nach unserer Kriegsmoral, beteiligten, wochenlang erlitten
hatte! Auch die vom Westen herangezogenen Streitkräfte hatten
den Siegeswillen im Vordringen und wußten nichts davon, wie
ihre Früchte durch den Ausgang der Marneschlacht herzzerreißend
verlorengehen sollten.
Der Chef des Stabes hielt aber auch darauf, daß das Armee
oberkommando stets dicht hinter der kämpfenden Truppe ausschloß.
So war es nach Nordenburg und später nach Insterburg gekommen.
Er schreibt:
„Ich sprach auch viel selbst am Fernsprecher, spornte an,
wo es zweckmäßig schien und griff ein, wo es für das Gelingen
des Ganzen unerläßlich war. Dieser persönliche Verkehr mit
den Chefs war nützlich, er bot Gelegenheit, unmittelbar zu
hören und einzuwirken."
Das ist wieder etwas ganz anderes, als wie es im Moltkeschen
Hauptquartier darum bestellt war. Nur bei dem Ludendorffschen
9*