Volltext: Kopf und Herz des Weltkrieges

Die Schlacht an den Masurischen Seen 
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zeugen, daß mehrere hundert Gefangene durch den Sturm 
angriff des Regiments gemacht wären. 
Auch den Verlauf der Schlacht an den Masurischen Seen schildert 
General Ludendorff so, wie sich für uns das Bild der Bewegungö- 
kämpfe gegen den Russen ergab, wenn natürlich der erste zähe 
Widerstand gebrochen war: Der Russe setzte sich in seinen bestens 
vorbereiteten rückwärtigen Stellungen kaum ernstlich fest oder gab 
sie über Nacht auf. Wir fanden Unterstände gegen den Bug hin, 
die eine Decke von 8 oder mehr schweren Baumstämmen kreuzweis 
übereinander hatten, mit Sofas oder „sonstigem Feldkomfort" aus 
gestattet waren, so daß sich auch an unserer Front die mehr heitere 
Nachricht verbreitete, der „Nikolaijewitsch", Oberkommandierender 
der russischen Armee, hätte dort übernachtet. Eher anzunehmen ist, 
daß er tatsächlich sich in der Nähe der entscheidenden Kämpfe in 
Ostpreußen ausgehalten hat. Nach Ludendorffs „Meine Kriegö- 
erinnerungen" sind diese gegenüber der Front, an die soeben erinnert 
wurde, wohl erheblich schwerer gewesen. Man muß sich hineindenken 
in die gefahrvolle Lage, die nur zu meistern war mit Truppen, die 
zum größten Teil ihre Heimatprovinz verteidigten und auf Schritt 
und Tritt das große Elend nachempfanden, welches Ostpreußen 
besonders durch die Brandstiftungen, Unsauberkeiten, Vergewal 
tigungen, Ermordung friedlicher Einwohner, die sich nirgends am 
Kampfe, nach unserer Kriegsmoral, beteiligten, wochenlang erlitten 
hatte! Auch die vom Westen herangezogenen Streitkräfte hatten 
den Siegeswillen im Vordringen und wußten nichts davon, wie 
ihre Früchte durch den Ausgang der Marneschlacht herzzerreißend 
verlorengehen sollten. 
Der Chef des Stabes hielt aber auch darauf, daß das Armee 
oberkommando stets dicht hinter der kämpfenden Truppe ausschloß. 
So war es nach Nordenburg und später nach Insterburg gekommen. 
Er schreibt: 
„Ich sprach auch viel selbst am Fernsprecher, spornte an, 
wo es zweckmäßig schien und griff ein, wo es für das Gelingen 
des Ganzen unerläßlich war. Dieser persönliche Verkehr mit 
den Chefs war nützlich, er bot Gelegenheit, unmittelbar zu 
hören und einzuwirken." 
Das ist wieder etwas ganz anderes, als wie es im Moltkeschen 
Hauptquartier darum bestellt war. Nur bei dem Ludendorffschen 
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