58
Zwei erschütternde Ereignisse des Jahres seiner
Berufung nach Reichersberg sind es, die Gerhochs Ge
danken oft zurückwandern lassen nach seiner bayrischen
Heimat, nach Augsburg und Regensburg, die seit seiner
Heimkehr aus Hildesheim so stark auf ihn gewirkt
haben. Am 15. April 1132, am Freitag in der Oster
woche, ging fast ganz Regensburg in Flammen
auf, nur 40 Häuser blieben verschont; im Mai schloß
Gerhochs edler Gönner, Bischof Chuno von Rogens
burg, die Augen für diese Welt. Er ruht in heiligem
Frieden in der Gruft des Klosters zu St. Emmevan,
dem er immer sein Wohlwollen geschenkt. In banger
Sorge aber muß Gerhoch seines ersten Obexhirten ge
denken. des alten Bischofs Hermann von Augsburg,
dem am Abend seines vielbewegten, unruhigen Le
bens ein Kelch überfließenden Leides noch dargereicht.
König Lothar, Gerhoch aus der sächsischen Stu
dienzeit als einflußreicher, der Reform gewogener
Mann vertraut, hielt über Augsburg und seinen
Bischof schmerzliches Gericht, nachdem der Stadt erst
im Jahre 1127 durch ihn eine stolze Auszeichnung zu
teil geworden. Am 29. Mai hatte seine 12jährige
Tochter Gertrud auf dem Gunzenlee, einem Hügel
am rechten Lechufer bei Kissing, mit dem Bayernherzog
Heinrich dem Stolzen gar prunkvolle Vermählung ge
feiert, zu der alle Herren Bayerns und Schwabens
festlich erschienen waren, soweit sie nicht der Staufer-
partei angehörten. Auf seiner Romreise (1132) hatte
Lothar, von Würzbuvg herkommend, in der Stadt
Augsburg Wohnung genommen; da der päpstliche Le
gat, Bischof Azzo von Acqui, der sich ans Hoflager
des Königs über Augsburg verfügen wollte, von Augs
burger Bürgern ausgeraubt worden war, genügte ein
Geringes, um des Königs Zorn über die Stadt aus
zugießen. „Eben da die (angekommenen) Fürsten diese
Sache untersuchten und sich berieten, entstand aus
einer geringen Veranlassung und vermutlich zwischen
den Verkäufern und Käufern in der Vorstadt durch
Sekretäre des Königs erst ein unbedeutender Auslauf,
hernach aber brach ein fürchterlicher Sturm los. Die
Marktglocken wurden angezogen, die Bürger liefen zu
sammen, die Soldaten des Königs stellten sich auf,
alles rüstete sich zum Kampf, obgleich niemand die
Ursache dieser Bewegung wußte. Der König selbst
vermutete, es gelte sein Leben. Und als er die Le
hensleute des Bischofs bewaffnet vor dem Dom stehen