Volltext: Gerhoch von Reichersberg 17. Heft.

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Zwei erschütternde Ereignisse des Jahres seiner 
Berufung nach Reichersberg sind es, die Gerhochs Ge 
danken oft zurückwandern lassen nach seiner bayrischen 
Heimat, nach Augsburg und Regensburg, die seit seiner 
Heimkehr aus Hildesheim so stark auf ihn gewirkt 
haben. Am 15. April 1132, am Freitag in der Oster 
woche, ging fast ganz Regensburg in Flammen 
auf, nur 40 Häuser blieben verschont; im Mai schloß 
Gerhochs edler Gönner, Bischof Chuno von Rogens 
burg, die Augen für diese Welt. Er ruht in heiligem 
Frieden in der Gruft des Klosters zu St. Emmevan, 
dem er immer sein Wohlwollen geschenkt. In banger 
Sorge aber muß Gerhoch seines ersten Obexhirten ge 
denken. des alten Bischofs Hermann von Augsburg, 
dem am Abend seines vielbewegten, unruhigen Le 
bens ein Kelch überfließenden Leides noch dargereicht. 
König Lothar, Gerhoch aus der sächsischen Stu 
dienzeit als einflußreicher, der Reform gewogener 
Mann vertraut, hielt über Augsburg und seinen 
Bischof schmerzliches Gericht, nachdem der Stadt erst 
im Jahre 1127 durch ihn eine stolze Auszeichnung zu 
teil geworden. Am 29. Mai hatte seine 12jährige 
Tochter Gertrud auf dem Gunzenlee, einem Hügel 
am rechten Lechufer bei Kissing, mit dem Bayernherzog 
Heinrich dem Stolzen gar prunkvolle Vermählung ge 
feiert, zu der alle Herren Bayerns und Schwabens 
festlich erschienen waren, soweit sie nicht der Staufer- 
partei angehörten. Auf seiner Romreise (1132) hatte 
Lothar, von Würzbuvg herkommend, in der Stadt 
Augsburg Wohnung genommen; da der päpstliche Le 
gat, Bischof Azzo von Acqui, der sich ans Hoflager 
des Königs über Augsburg verfügen wollte, von Augs 
burger Bürgern ausgeraubt worden war, genügte ein 
Geringes, um des Königs Zorn über die Stadt aus 
zugießen. „Eben da die (angekommenen) Fürsten diese 
Sache untersuchten und sich berieten, entstand aus 
einer geringen Veranlassung und vermutlich zwischen 
den Verkäufern und Käufern in der Vorstadt durch 
Sekretäre des Königs erst ein unbedeutender Auslauf, 
hernach aber brach ein fürchterlicher Sturm los. Die 
Marktglocken wurden angezogen, die Bürger liefen zu 
sammen, die Soldaten des Königs stellten sich auf, 
alles rüstete sich zum Kampf, obgleich niemand die 
Ursache dieser Bewegung wußte. Der König selbst 
vermutete, es gelte sein Leben. Und als er die Le 
hensleute des Bischofs bewaffnet vor dem Dom stehen
	        
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