Volltext: Festschrift zur 700 Jahr-Feier des Marktes Ottensheim a/Donau

Ein Flug durch Ottensheirn's Markt- 
geschichte. 
Bon Philipp Blittersdorss. 
Über die älteste Zeit, da am nördlichen Donauufer im heuti¬ 
gen Mühlviertel die Kelten, dann seit 8 n. Chr. Geburt die Marko¬ 
mannen und schließlich seit dem 6. Jahrhundert die Bajuwaren 
herrschten, ist die Geschichte Ottensheims in völliges Dunkel gehüllt. 
Sogenannte keltische Funde, im Linzer Museum und im Privatbesihe 
aufbewahrt, lassen allerdings vermuten, daß schon damals an der 
Mündung der Großen Rvdl in die Donau ein keltisches Fischerdorf 
bestanden haben mag, doch wissen wir darüber nichts näheres. Die 
erste urkundliche Nachricht, die das Dunkel blitzartig erhellt, ist der 
schon von Herrn Dr. Trinks oben erwähnte Gründungs- und Stifts¬ 
brief des Bayernherzogs Tassilo II. an das Kloster Kremsmünster von 
777. Es werden darin dem Stifte drei Weingärten, drei Weinhauer, 
sechs Schmiede und Zimmerleute und zwei Bienenzüchter ad Racotulu 
(Raotula), das heißt „zu Rotel", geschenkt. Auch aus der Bestätigungs¬ 
urkunde Kaisers Karl des Großen von 791 geht deutlich hervor, daß 
hier eben ein ganz bestimmter Ort gemeint ist („in loco, qui dicitur 
Raotula“ = im Orte, den man Rotel nennt). Dr. K. Schiffmann ist 
daher der Ansicht, daß dieser Ort schon zu Römerzeiten bestanden hat, 
bei der Landnahme in den fiskalischen Besitz der Bayernherzöge über¬ 
ging und von diesen 777 an Kremsmünster vergabt wurde. 
Es mag daher schon seit Römerzeiten auf dem Felsen, worauf 
später das stattliche Schloß erbaut wurde, ein Wartturm gestanden sein, 
denn die Römer befestigten, ja auch teilweise das linke Donauufer 
(Purwört bei Feldkirchen, Raarn, Aisthofen usw.). Es ist anderseits 
ausgeschlossen, daß die in der Tassilo-Arkunde erwähnten Weinberge 
etwa weiter nördlich an der Rodl sich befunden haben, denn das ganze 
Mühlviertel war ja damals noch rauher, ungerodeter Arwald, fast ohne 
jede Besiedlung. Die Weinberge konnten also nur in der kleinen, ge¬ 
schützten Niederung knapp vor und an der Rodlmündung gewesen sein. 
Zur Zeit der zweiten Kolonisation des Landes im 11. und 12. Jahr¬ 
hundert, vielleicht auch noch früher, hat dann offenbar ein begüterter 
Freier, Otini, die durch die Stürme der Völkerwanderung verfallenen 
römischen Bauten auf dem Schloßberge zu einem Landsitze hergerichtet, 
worauf der am Fuße entstehende oder vielleicht schon aus einigen 
Häusern früher bestandene Ort den Namen „Otinesheim" nach dem Er¬ 
bauer der Burg annahm. 
Was nun den Namen Ottensheim selbst betrifft, so leitet ihn 
Schiffmann von dem althochdeutschen Eigennamen Otwini, auch Otini 
(zweiter Fall: Otines) ab. Es kann also der Name nie von „Otto" her¬ 
kommen, denn sonst müßte er ja „Ottenheim" heißen. Außerdem spricht 
auch die älteste Beurkundung des Ortsnamens von 1148 „Oteneshaim" 
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