Volltext: Festschrift zur 700 Jahr-Feier des Marktes Ottensheim a/Donau

Der Abt von Wilhering 
(nachdem ihm der Herzog durch ein Zeichen zur Rede aufgefordert hat): 
Wir Abt, Konvent des Klosters Wilheringen 
Euch Ottensheimern Gottes Schuh! 
Wir freuen uns ob Eurer hohen Freiheit, 
Die Euch der edle Herzog hat verlieh'n. 
Wenn auch der Donaustrom trennt Markt und Stift, 
Gehörten beide doch gar lang' zusammen 
Und teilten beide treulich Freud' und Leid. 
Das Wasser kann auch ferner uns nicht scheiden, 
Wo Brücken schlägt der Herzen gleicher Klang. 
Vom Herrn herab fleh' ich Euch seinen Segen 
Und wünsch', daß Offensheim, so freu beroährf, 
Als Marks des Herzogs blühe allerwegen 
Durch neuen Glanz und neuen Ruhm verklärf! 
Der von Kürenberg 
(friff aus dem Gefolge des Herzogs bis zur Brüstung der Tribüne vor, 
verneigt sich gegen den Herzog und singt): 
Mir ward aus alten Mären der Wunder viel gesagt, 
Don Siegsried's Heldensahrten, von Hagen unverzagt. 
Ich hegte diese Sagen, setzt' sie in Sfroph' und Reim 
Und sang von Lieb und Leide, vom Mord im Heunenheim. 
Aus meiner Burg am Nürnberg blickt' oft hinab zum Fluß, 
Deß silberspiegelnd' Lichter mir boten ihren Gruß. 
Hier fuhr zu König Etzel Kriemhild in Herzensnot, 
Hier zog’n die Nibelungen wohl in den ficher’n Tod. — 
Mein Sang iff lang verklungen, mein Scheitel ist gebleicht 
Und nur die Sehergabe mir noch zum Ruhm gereicht. 
Ich will Euch nunmehr fingen ein Laich aus ferner Zeit, 
Die meine Augen schauen mit tiefstem Herzeleid: 
Du Österreich bist zerschlagen, du warst so groß und hehr, 
Man hat dich nun gefesselt trotz heldenhafter Wehr, 
Klein bist du wieder worden, wie heute unser Land, 
Und nur im Namen beutst du ein gleißend' Prunkgewand. 
Ein Amt verblieb dir aber, du Ostmark wieder neu, 
Du schützest deutsches Wesen in Nibelungentreu. 
Dein Bolk ist gleich geblieben, — ist's ja von unserm Blut — 
So lebensfroh und bieder, so sorglos und so gut. 
(Wendet sich zum Herzog): 
Ein Bild will ich Euch zeigen aus jener fernen Zeit: 
Iungottensheimer ziehen in ihrem Trachtenkleid 
Zur Huldigung vorüber vor Herzog Leopold, 
Biel holde Frauen ö’runfer mit Hauben schwer von Gold. 
Euch jubeln sie entgegen, denn siebenhundert Jahr 
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