Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

gegen den geräumten Abschnitt wurde durch Schaffung einer mit den Letten 
vereinbarten neutralen Zone bewirkt. 
In dem besetzt bleibenden Teil von Kurland herrschte im allgemeinen 
Ruhe. Nur in Mitau, wo mitten unter den deutschen und russischen 
Truppen sich auch noch zahlreiche Letten befanden, kam es wiederholt zu 
Zwischenfällen, die meist durch herausforderndes Benehmen der Letten aus¬ 
gelöst, von dem deutschen Gouvernement aber immer wieder geschlichtet 
wurden. Auch spartakiftische Strömungen mußten durch wiederholte Raz¬ 
zien bekämpft und Verdächtige in Uniform und Zivil nach Deutschland 
abgeschoben werden. Trotzdem bestand die spartakistisch-bolschewistische Ge¬ 
heimorganisation weiter. Sie machte sich u. a. am 22. August durch eine 
HSrückensprengung an der Bahn Mitau—Schauten in der Gegend von Meiten 
bemerkbar. Der Zustand der Truppe besserte sich in der eingetretenen Ruhe¬ 
pause durch Übungen, Sportveranstaltungen und Aufklärungsvorträge. 
Eine bemerkenswerte Verschärfung erfuhr in der Zeit nach dem Friedens¬ 
schluß die Lage an der litauischen Front. Während die Litauer bisher 
als Verbündete der Deutschen aufgetreten waren, richtete sich nunmehr ihr 
Haß in steigendem Maße gegen die deutsche Besatzungsmacht. Wegfall der 
Furcht vor dem Bolschewismus, Untergrabung des deutschen Ansehens 
durch das Versailler Diktat und durch den Rückschlag im livländischen Feld¬ 
zuge, unangebrachtes Verhalten einzelner Truppenteile und der Wunsch, 
sich von dem im Lande befindlichen Heeresgut möglichst viel anzueignen, 
mögen bei diesem Stimmungsumschwung zusammengewirkt haben. Auch 
das Erscheinen russischer Formationen unter deutschem Befehl in der 
Gegend von Schauten trug zur Verschärfung der Gegensätze bei. In 
Schauten veranstaltete die Bevölkerung eine Protestversammlung gegen die 
fernere Anwesenheit der Deutschen, an der der litauische Stadtkommandant 
teilnahm. Die bolschewistische Stimmung der Massen, namentlich in den 
Städten, war im Wachsen begriffen. Es war unter diesen Umständen nicht 
zu verwundern, daß sich die Überfälle auf einzelne deutsche Heeresangehörige, 
Feuerüberfälle auf Posten, Plünderungen mehrten, ein Zustand, der um 
so bedenklicher war, als dicht hinter der dünnen deutschen Sicherungslinie 
entlang die Bahn Mitau—Schauten—Laugszargen lief, auf deren unge¬ 
störter Benutzung die im Gange befindliche Räumungsbewegung beruhte. 
*) Die Ereignisse an der litauischen Front im Frühjahr und Sommer des Jahres 
1919 sind im Anhang (S. 159 u. ff.) besonders behandelt. 
Die Lage an der litauischen Front').
	        
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