Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Der Kampf um Südlivland. 
5. In». Engländer scheiterte, ordnete Graf von der Goltz am 5. Juli das Zurück¬ 
gehen der Eisernen Division in die Ekau-Stellung an. Vortruppen sollten 
als Flankenschutz der Landeswehr bis zum 6. an der Düna und demnächst 
9. Juli, in der Olai-Stellung bleiben. Die Landeswehr wurde bis zum 9. Juli in 
den Raum Schiuxt—Kalnzem—Schlot—Bresilgen—Saaten verlegt. 
Der Kommandierende General war bemüht, die in begreiflicher Unruhe 
befindlichen reichsdeutschen Freiwilligen über Bedeutung und Zweck der 
Operationen der vorangegangenen Wochen aufzuklären. Er sprach den 
an den Kämpfen der letzten Zeit beteiligten Truppen seine Anerkennung 
aus. „Überall, wo die alte deutsche Disziplin herrschte, haben wir uns 
dem zahlenmäßig weit überlegenen und mit englischen modernen Kampf- 
' Mitteln ausgerüsteten Esten gewachsen gezeigt." Daß Graf von der Goltz 
an anderer Stelle zum Ausdruck gebracht hat, daß dieses Lob nicht auf alle 
reichsdeutschen Formationen ausgedehnt werden dürfe und daß er selbst 
den Kampfwert mancher lose gefügter Verbände überschätzt habe, muß nicht 
nur der Vollständigkeit halber, sondern auch als Erklärung für den Gcsamt- 
verlauf festgestellt werden. 
Betrachtungen. 
Diese Anerkennung, die gerechterweise auch auf die Landeswehr ausgedehnt 
werden muß, ändert an der Tatsache nichts, daß mit der Räumung Rigas 
alle Pläne und Hoffnungen gescheitert waren, die über den unmittelbaren 
Schutz der reichsdeutschen Grenzen gegen bolschewistische Überflutung 
hinausgingen. Ob im letzten Augenblick, wie auch das Generalkommando 
angenommen zu haben scheint, eine Wendung des Schicksals durch den für 
den 2. Juli vorgesehenen Vorstoß der Eisernen Division möglich gewesen 
wäre, läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden. Das Generalkommando 
gibt selbst in seinem Lagenbericht zu, daß, nachdem die Landeswehr ihre 
Truppen von der Livländischen Aa in die Linie Jägelsee—Mühlgraben 
zurückgenommen und die „estnische" Flotte die Forcierung der Düna- 
Mündung begonnen hatte, der Angriff nicht mehr zu verantworten gewesen 
wäre. Die Landeswehr aber wegen ihres Rückzuges von der Aa für das 
Unterbleiben des Angriffs der Eisernen Division verantwortlich zu machen, 
geht nicht an. Sie war zahlenmäßig sehr schwach geworden, die Nerven von 
Führern und Mannschaften waren am Ende. Auch die üble politische 
Zwickmühle, in die die Deutschbalten, zumal durch das inzwischen ange¬ 
nommene Versailler Diktat, geraten waren, drückte auf die Stimmung. 
So wird man das unbefriedigende Ergebnis der letzten Kämpfe vor 
Riga ebenso wie den Ausgang des Treffens bei Wenden, ganz abgesehen
	        
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