Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

Spannungen in Riga. 
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Landeswehr befohlen, nicht über die Jägel-Stellung hinaus vorzugehen, 
später aber diesen Befehl in der geschilderten Weise abgeändert. 
Das Ergebnis dieser widersprechenden Strömungen war, daß die 
Landeswehr in Südlivland zunächst auf sich selbst angewiesen blieb. Nur 
diejenigen Truppen, die auf sie verpflichtet waren, wie das Badische Sturm¬ 
bataillon, oder den Wunsch, zu ihr überzutreten, ausdrücklich kundgaben, 
wie die Abteilung Petersdorff, konnten ihr überwiesen werden. Die in 
Riga sich meldenden 3000 Freiwilligen waren, weil mehr oder minder 
unausgebildet, für die Landeswehr zunächst mehr Last als Verstärkung. 
Das Generalkommando mußte auf höheren Befehl zunächst in Mitau 
bleiben und konnte nach Riga nur einen Verbindungsoffizier, den Major 
im Generalstabe von Westernhagen, entsenden. Es behielt aber bei den 
folgenden Operationen maßgebenden Einfluß. 
Die Zustände in Riga. 
Der Oberstab der Landeswehr mußte sich also selbst helfen und neben den 
militärischen Operationen auch die Herstellung geordneter Zustände in Riga 
und die Verwaltung in die Hand nehmen, zumal da die Regierung Needra 
erst allmählich nach Riga übersiedelte und offenbar auch nicht die nötige 
Erfahrung und die Kräfte für diese schwierige Aufgabe besaß. Eine be¬ 
sondere Plage bildete das uniformierte Gesindel, das sich schon nach der 
Einnahme von Mitau eingefunden hatte und jetzt nach Riga drängte, wo 
es schwer zu fassen war und den guten Ruf der deutschen Truppen schädigte. 
Da außerdem gegen die in Riga verbliebenen verkappten Bolschewisten 
scharf durchgegriffen werden mußte, belastete sich die Führung der Landes¬ 
wehr mit dem Haß der zahlreichen Elemente, die zwar die Befreiung von 
der Bolschewistenherrschaft dankbar angenommen hatten, aber keineswegs 
gesonnen waren, sich nunmehr von der Landeswehr kommandieren zu lassen. 
Diese Stimmung strahlte naturgemäß auch auf die Lettenbrigade Ballod 
aus, die bisher Schulter an Schulter mit den Balten gegen die Bolschewisten 
gekämpft hatte, nunmehr aber mehr und mehr in das lettisch-nationalistische 
Fahrwasser geriet. Darunter litt zwangsläufig auch das Ansehen der 
Regierung Needra. Zu einer Beeinflussung im entgegengesetzten Sinn fehlte 
es an Zeit und an geeigneten Persönlichkeiten. 
Auch die rein militärische Führung bedeutete für den Oberstab mit 
seinem einzigen Generalstabsoffizier eine schwere Bürde. Daran änderten 
die Übertragung des Oberbefehls an den Kriegsminister des Kabinetts 
Needra, Dr. Wankin, und die Ernennung des ehemals russischen Generals 
von Timroth zu seinem Stabschef nicht viel. Dr. Wankin war zwar persön-
	        
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