Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

180 Der Grenzschutz in Litauen von Ende Februar bis Anfang September 1919. 
halben Freiwilligen-Batterie 20 gelang es aber nach einiger Zeit, den Ort zn 
nehmen, der Gegner verschwand in dem waldigen Gelände. In Anbetracht 
des erheblichen Marsches, den die Truppe an diesem Tage bereits geleistet 
hatte, des recht ernsten Gefechtes sowie insbesondere des Zurückbleibens der 
mit Munition beladenen Panjewagen entschloß sich Major von Zeschau, am 
31. Mai nur noch einige schwache Abteilungen zur Sicherung vorzutreiben. 
Diese gingen indessen nach vorn durch und stießen kurz vor Uzjany wieder 
auf Feind. Zu ihrer Unterstützung folgten die deutschen Kompanien eigen¬ 
mächtig nach, mußten aber im Feuer der überlegenen Bolschewisten auf den 
Höhen etwa zwei Kilometer nördlich von Uzjany unter Verlusten liegen¬ 
bleiben. Da auch an dieser Stelle die Munition knapp wurde — es waren 
nur noch 10 bis 15 Patronen je Mann vorhanden —, andererseits die 
Russen sich dauernd verstärkten, sah sich Major von Zeschau gezwungen, den 
Befehl zum Zurückgehen bis auf die Höhen hart südlich von Kaleki zu geben. 
Bei der Loslösung vom Gegner mußten drei Schwerverwundete liegen¬ 
gelassen werden'). Auch ein Geschütz der Halbbatterie, das, zur Unterstützung 
der bedrängten Infanterie vorgeeilt, in Morast geraten war und trotz aller 
Bemühungen nicht wieder herausgeholt werden konnte, mußte dem Feind 
nach Entfernung von Verschluß und Aufsatz überlassen bleiben. Schließlich 
ließ Major von Zeschau Kaleki durch eine Kompanie mit einigen schweren 
Maschinengewehren sichern und ging mit der übrigen Kolonne in einem 
großen Gehöft 1 km südlich von Wishuny zur Ruhe über. 
Obgleich die Bolschewisten nicht gefolgt waren, hielt Major von Zeschau 
auch am 1. Juni die Wiederaufnahme des Vormarsches nicht für angängig, 
da die dringend benötigte Artilleriemunition noch immer nicht nachge¬ 
kommen war. Es wurde nur aufs neue versucht, die steckengebliebene, jetzt 
zwischen den beiden Linien stehende Kanone wieder flottzumachen, doch 
mißlang der Versuch abermals. Nachdem dann endlich gegen Abend die 
Munitionswagen eingetroffen waren, beschloß Major von Zeschau die 
Fortsetzung des Vorgehens für den 2. Juni. 
Als an diesem Tag der Vormarsch wieder aufgenommen wurde, ergab 
sich, daß die Russen inzwischen abgezogen waren. Auch das deutsche Geschütz 
hatten sie während der Nacht vom 1./2, Juni aus dem Sumpf herausbe¬ 
kommen und mitgenommen, es wurde indessen später in einem Waldstück 
unversehrt wiedergefunden. Uzjany konnte kampflos besetzt werden. Die 
Verfolgung der in Richtung auf Dünaburg zurückgehenden Russen erfolgte 
lediglich durch den Zug der Freiwilligen-Eskadron 18, dem einige leichte 
J) Sie wurden später als Tote wieder aufgefunden; die Bolschewisten halten fie 
erschlagen.
	        
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