Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Der letzt« Akt. 
Teile der Deutschen Legion abzubefördern seien. Alle übrigen Verbände 
hatten ungefähr auf den für „Ophelia" vorgeschlagenen Wegen so abzu¬ 
marschieren, daß bis zum 13. Dezember die Eiserne Division Bajohren— 
Memel—Prökuls, die Deutsche Legion Heydekrug erreichte. Das Antreten 
aus den Unterkünften hatte je nach den zurückzulegenden Entfernungen 
zwischen dem 2. und 4. Dezember zu erfolgen. Wehrkreiskommando I und 
Reichswehrminisierium erklärten sich mit dem Abmarschplan einverstanden. 
Das Generalkommando beabsichtigte, bis zum 5. Dezember in Schauten zu 
bleiben und sich dann nach Tilsit zu begeben. 
Unterdessen hatte sich der Chef des Stabes des Generals Rießel, Oberst 
> Dosse, zu dem lettischen Oberbefehlshaber Ballod begeben und die Zusiche¬ 
rung erreicht, daß seine Truppen den Abtransport nicht stören und bis zum 
13. Dezember keinen Angriff unternehmen würden. 
Einsetzung der Ententekontrolloffiziere. 
Während die Räumung nunmehr ihren Gang ging, schuf die Baltikum- 
Kommission neue Reibungsmöglichkeiten, indem sie trotz der Gegen¬ 
vorstellungen des Admirals Hopman an alle Einladepunkte Kontrolloffiziere 
entsandte, die z.T. in kleinlicher Weise die Verladung von Vorräten und 
Geräten nachprüften, um den verhätschelten Litauern eine möglichst große 
Beute zu sichern. Sie störten vielfach die planmäßige Abfahrt der Züge und 
versetzten die ohnehin gereizten deutschen Soldaten in noch größere Wut. 
Die unvermeidlichen Zwischenfälle führten wiederum zu unerfreulichen Be¬ 
schwerden und Erörterungen. 
Auch die Schwierigkeiten mit den heimischen Dienststellen rissen nicht 
ab. Diese waren teilweise nicht ohne weiteres geneigt, auf die Stimmung 
der Truppen, die ihnen so viel Sorge und Arbeit gemacht hatten, diejenige 
Rücksicht zu nehmen, die jene durch ihre Kampfleistungen in der Abwehr des 
Bolschewismus verdient zu haben glaubten. Auf der anderen Seite hielt 
sich das Generalkommando, das diese Leistungen aus der Nähe zu beobachten 
Gelegenheit gehabt hatte, für verpflichtet, sich für seine Leute und für die 
Einhaltung der ihnen gemachten Versprechungen einzusetzen. 
Verschärft und vergiftet wurde die Lage der Baltikumtruppen durch die 
maßlose Hetze eines großen Teils der heimischen Presse, die in den Balti- 
kumern in erster Linie die politischen Gegner, die „Reaktionäre", sah und 
von ihnen eine Gefahr für die Revolution und ihre Nutznießer erwartete. 
So wurde die den Truppen bereits mehrfach zugesicherte Straffreiheit 
neuerdings wieder in Frage gezogen und die Einleitung von Verfahren
	        
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