Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Litauisches Zwischenspiel. 
157 Pferden aus Angerburg an. Sie rückten schon am 4. Oktober abends 
aus der Garnison ab und erreichten in einem Gewaltmarsch von 30 Stunden, 
bei dem 120 Kilometer zurückgelegt wurden, die Memel nördlich Gumbinnen, 
überschritten den Fluß auf einer Fähre und schlugen sich unter abenteuer¬ 
lichen Umständen durch die reichsdeutschen Sperrlinien durch. Sie wurden 
dann in Batocki verladen und trafen schon am 11. Oktober früh in Mitau 
ein. Die 9. Jäger schloffen sich der Deutschen Legion an, die 10. wurden dem 
Kurländischen Reiter-Regiment als 5. Eskadron angegliedert. Sie haben die 
schweren Endkämpfe getreulich bis zum bitteren Ende mitgemacht. 
Dem Reichswehrministerium war nur übriggeblieben, neuerdings scharfe 
Verbote gegen den Übertritt von Heeres- und Reichswehrangehörigen in 
russische Dienste, Anwerbung Dritter für russische Dienste, Werbungen 
in russischen Kriegsgefangenenlagern und Beteiligung deutscher Heeres¬ 
angehöriger an der Materialbeschaffung für russische Formationen zu er¬ 
laffen. 
Der letzte Akt. 
Karte !, Skizzen 4 und 5. 
Die Lage Anfang November. 
Anfang November waren die Dinge in Kurland zur Entscheidung reif. 
Die Lage war für die Letten in jeder Beziehung günstig. Blutige Verluste, 
Krankheiten, Frost und Mangel an allem, was zum Kriegführen notwendig 
ist, hatten die Widerstandskraft der weftrussischen Armee geschwächt. Ihre 
nationalrussischen Verbände hatten sich den Anforderungen dieses Kampfes, 
insbesondere auch der Einwirkung der schweren Schiffsgeschütze, nicht ge¬ 
wachsen gezeigt. Es kam den Letten zuftatten, daß die Russen gerade an der 
Stelle standen, wo die Einwirkung von See her möglich war. Ein Austausch 
gegen deutsche Verbände oder auch nur die Bereitstellung von Reserven 
hinter dem bedrohten Flügel war unmöglich, weil die deutsche Regierung 
Truppentransporte auf den kurländischen Bahnen verboten hatte1). 
Es galt für die Letten, diese Lage auszunutzen, um sich möglichst viele 
Trümpfe für die bevorstehenden Verhandlungen vor der immer noch nicht 
eingetroffenen Interalliierten Baltikum-Kommission zu verschaffen. 
Die Vorbereitungen zum Gegenangriff waren unter stillschweigender Mit¬ 
wirkung der Engländer bis Anfang November getroffen. Zwar waren 
diesmal die Esten nicht bereit, sich mit größeren Verbänden an dem bevor- 
') Abgesehen von Transporten nach Deutschland zurückkehrender Verbände.
	        
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