Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

Abmarsch reichsdeutscher Truppen nach dem Baltikum. 
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Augenblick nach dem Baltikum abmarschieren wollten, in dem dort die Ent¬ 
scheidung längst gegen das westrusfische Unternehmen gefallen war. Es 
war angesichts der herrschenden Stimmung nur verwunderlich, daß allein 
das Freikorps Roßbach den dahin zielenden Plan tatsächlich ausführte. 
Auf der anderen Seite verschlimmerten gewisse Regierungskreise, an der 
Spitze der Minister Erzberger, die Lage noch durch unangebrachte Schroff¬ 
heit. U. a. veranlaßte er am 30. Oktober einen Kabinettsbeschluß, nach dem 
die Räumung bis zum 11. November durchgeführt werden sollte. Daß der¬ 
artige Beschlüsse, soweit sie die zu den Russen übergetretenen Truppen 
betrafen, vollkommen in der Luft hingen, wollten diese Kreise nicht ein¬ 
sehen. Sie lösten in Mitau eine Erwiderung aus, in der der von der 
Reichsregierung erlassene Aufruf nur als Zeichen der Schwäche bewertet 
wird. „Uns darf er nicht abhalten, Deutschland so zu dienen, wie wir es 
als recht erkannt haben und wie es uns das künftige Deutschland danken 
wird. Wie wir, durch schwere Erfahrungen gewitzigt, nichts mehr auf Ver¬ 
sprechungen der deutschen Regierung geben, ebensowenig dürfen uns er¬ 
zwungene Drohungen einschüchtern." 
Abmarsch reichsdeutscher Formationen nach dem Baltikum. 
Uber die Möglichkeit des eigenmächtigen Abmarschs einzelner Truppen¬ 
teile nach dem Baltikum hatte die Befehlsstelle des XVII. Armeekorps schon 
Mitte Oktober gemeldet. Der Grund für solche Absichten war in der 
bevorstehenden Verminderung des Reichsheeres, den Befürchtungen wegen 
drohender Arbeitslosigkeit und der Empörung über den Friedensvertrag 
zu suchen. Die Bemühungen der Befehlsstelle, dem Abmarsch durch Ver¬ 
legung der in Betracht kommenden Verbände, Sturmabteilung Roßbach und 
III./Jnfanterie-Regiments 21, von Thorn nach Pelplin und Praust zu¬ 
vorzukommen, mißlangen. Am 20. Oktober und in der Nacht vom 
21./22. Oktober marschierten aus Thorn etwa 6 Offiziere mit 120 Mann, 
aus Kulmsee die Sturmabteilung Roßbach ab. Versuche, fie unterwegs 
zurückzuhalten oder zum Gehorsam zurückzubringen, scheiterten, da auch die 
gehorsamen Teile der Reichswehr nicht gewillt waren, gegen ihre Kame¬ 
raden Gewalt anzuwenden. Die ganze Abteilung, deren Stärke durch 
Zuzug aller Art auf 1200 Mann anwuchs, überschritt am 31. Oktober bei 
Tauroggen die Grenze und traf am 11. November in einem hochdramatischen 
Augenblick an der Front der Eisernen Division ein. Als zweite Gruppe 
schlossen sich der Bewegung je eine Eskadron der Jäger-Regimenter zu Pferde 
Nr. 9 und 10 in Stärke von zusammen drei Offizieren, 120 Mann und 
SO. 
20. ®tto6et. 
31. Oktober«.
	        
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