Volltext: Statistik der Bodenproduction von zwei Gebietsabschnitten Oberösterreichs

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IV. Aöschnitt. 
Viehhaltung und Production aus der Thierzucht. 
Der Viehstand ist in Tab. TV l nach der letzten im Jahre 1857 vorgenommenen amtlichen Viehzählung 
aufgeführt, deren Resultate bei den Bezirksämtern registrirt sind. Man pflegt vorauszusetzen, daß solche Zählungen, 
die großentheils auf Fassionen der Gemeinden beruhen, zu geringe Zahlen ergeben. Um nun eine Controlle 
anzuwenden, wurde für das Florian er Gebiet in folgender Weise vorgegangen. Die Grundbesitzer sind, wie wir 
aus dem VII. Abschnitte anticipiren müssen, in landesüblich benannte Größenclassen getheilt (vom Häusler und 
Söllner bis zum Zehnrößler), deren jede eine ziemlich genau zutreffende Anzahl von Pferden und Rindern zu 
unterhalten pflegt, so daß man aus der Wirthschaftsgröße mit einer im Allgemeinen genügenden Sicherheit auf die 
Viehzahl derselben Wirthschaft schließen kann. Wird diese Rechnung durchgeführt*), so ergeben sich 3157 Stück 
Rinder, während die amtliche Viehstands-Tabelle, und nach derselben auch unsere Tab. IVj, nur 2595, also um 
562 Stück weniger angibt. Bei den Pferden beträgt der Unterschied nur 4 Stücke. 
Diese Differenzen sind aber nicht so bedeutend, daß die amtliche Tabelle als unbrauchbar erschiene, und 
jene Mehrzahl kann bezüglich der Rinder theilweise auch auf einer seit 1857 eingetretenen Zunahme des Vieh 
standes beruhen, für deren genaue Bezifferung wir aber noch keine stichhältigen Anhaltspuncte aus jenen Gegenden 
besitzen. Eben darum haben wir uns zuletzt doch nur an die amtliche Viehstands-Tabelle von 1857 gehalten. 
Für das Gebiet von Grünburg haben sich ähnliche Verhältnisse herausgestellt. 
Die Pferde sind im Florianer Gebiete größtentheils schwere Pinzgauer Hengste, welche als Fohlen von 
Händlern meist aus dem Pinzgau ins Land gebracht und von.den Bauern aufgekauft werden. Söllner und Halb 
bauern pflegen häufig solche junge Pferde (1—2) in ihrer Wirthschaft abzurichten und sie dann als „eingeführt" 
an größere Bauern zu verkaufen, so daß das Halb- oder Ganzgespann solcher kleinerer Wirthschaften gewöhnlich 
schon nach 1—2 Jahren gegen ein neues abermals abzurichtendes ausgetauscht wird. 
Eigene Pferdezucht wird in diesem Gebiete gar nicht betrieben; die geringe Fläche von Wiesen und der 
Mangel an Weiden stehen derselben entgegen. Daß man fast ausschließlich den genannten schweren Schlag hält, 
wird von den Bauern gewöhnlich durch die Schwere ihres Bodens und die gebräuchliche tiefe Ackerung erklärt; 
in der That aber hat Liebhaberei und ein gewisser Wetteifer im bäuerlichen Prunke den größten Antheil an der 
Haltung jener kolossalen Rosse. Dieselben leisten im Ganzen nach Verhältniß ihrer Schwere zu wenig, haben 
zu schwere Knochen, zu schwammige Muskeln und sind auch von zu kurzer Dauer. Hiezu trägt besonders die 
hier übliche zeitweise auch starke Fütterung mit Klee viel bei, die den Pferden ein rundes gemästetes Aussehen, 
aber zu wenig Kraft und Ausdauer gibt. 
Gegen die Traun hin fängt man auch bereits seit einigen Jahren an, den mittelschweren böhmischen Schlag 
vorzuziehen. Die Vorliebe für die Rosse geht so weit, daß man sich eines Ochsenzuges geradezu schämt; auch 
findet man im ganzen Gebiete, mit Ausnahme der Stiftswirthschaft, fast keinen solchen. 
Im Gebiete von Grünburg hält man nebst einem minder schweren Landschlage aus ziemlich vereinzelnter 
Eigenzucht, die durch das ausgedehntere Grasland erleichtert wird, auch verschiedene angekaufte Pinzgauer, 
steirische, kärnthner'sche und böhmische Pferde, im Allgemeinen aber weit weniger als im Gebiete von St. Florian; 
dazu kommt, daß man dort in den Voralpen schon viel Ochsenzüge hält, die wegen der steileren Lage der Gründe 
auch nicht wohl entbehrlich sind. 
*) Es sind nämlich im Gebiete St. Florian: 
225 
Häusler 
mit durchschnittl. 
15 
Rindern, 
also zusammen 
337 Rindern und 
— 
Pferden, 
56 
Söllner 
„ 
„ 
4 
„ 
„ 
224 „ 
„ 
— 
„ 
60 
Halbbauern (Zweirößler) 
„ 
„ 
9 
„ 
„ 
„ 
540 „ 
„ 
120 
ft 
71 
Ganzbauern oder Vierrößler 
„ 
„ 
17 
„ 
„ 
„ 
1207 
„ 
284 
„ 
34 
Sechsrößler 
„ 
„ 
23 
„ 
„ 
„ 
782 
„ 
204 
„ 
1 
Achtrößler 
„ 
29 
„ 
„ 
„ 
29 „ 
„ 
8 
,f 
1 
Zehnrößler 
„ 
38 
„ 
„ 
38 
„ 
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