Volltext: Die Rainer am Cimone

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Allmählich wird es dunkel. Furthmoser glaubt sich 
mit seinem toten Kameraden R ä s ch k e allein. Qualvolle 
Viertelstunden für den Wartenden. Endlich hört er leise 
Schritte. Sanitäts-Zgf. A s ch a u e r ist es, der sich ihm 
nähert, der ihn zurückschafft. Er ist einer jener selbstlosen 
Kämpfer, die im Dienste der Kameradschaft, der Freund 
schaft, der Barmherzigkeit und Menschlichkeit ein heroisches 
Samaritertum begründen, das den glänzendsten Waffen 
taten der Rainer ebenbürtig ist. 
Wir konnten ihn heute früh beobachten, wie er un 
ermüdlich tätig war, bis der kommende Tag seine 
Samariterarbeif unterbrach. Unermüdlich schleppt er mit 
seinen treuen Helfern in Zeltblättern Bündel in den Trichter. 
Menschen sind es, von des Krieges Wut verstümmelt. 
Einen italienischen Offizier birgt er jetzt im Trichter, ein 
Granatstück hat ihm den Bauch zerfetzt. Die Gedärme 
quellen aus der Bauchhöhle. Und als er ihn sanft auf das 
Zeltblatt bettet, da richtet sich der todwunde Offizier noch 
einmal auf und küßt tränenfeuchten Auges seinen Retter. 
Unauslöschlich ist uns dieses Bild in die Seele gegraben, 
das die große Tragik des Krieges enthüllt. 
Das den ganzen Tag andauernde feindliche Artillerie- 
und Maschinengewehrfeuer hat auch die Feldwache Nr. 5 
nicht verschont. Stabsfeldwebel Gschwendtner, der 
Kommandant der Feldwache, hat bereits vier Verwundete, 
meist durch Steinschlag zu beklagen. Bei jedem Einschlag, 
der den verschütteten Teil des Westhanges trifft, wirbeln 
Steinlawinen auf das Häuflein der im Raume der mar 
kanten Felsnase verschanzten Rainer. 
Die während des Tages unternommenen verschiedent- 
lichen Versuche, die links oben am Hang in einer Kaverne 
verschütteten Italiener aus ihrem Felsgrabe zu befreien, 
scheitern an der Aufmerksamkeit des Feindes, der jede 
Bewegung durch Maschinengewehrfeuer vom Caviojo 
unterdrückt. Aber wenn der Abend kommt, will man die 
gestern von Stabsfeldwebel Vogl begonnenen Bergungs 
arbeiten fortsetzen. Und als es dunkel wurde, rollen Steine 
den Westhang herunter, verdächtige Geräusche werden 
laut, die Stabsfeldwebel Gschwendtner veranlassen, 
Nachschau zu halten. Zu seiner nicht geringen Über 
raschung sieht er sich Italienern gegenüber, welchen es 
gelungen war, sich aus einer verschütteten Kaverne selbst 
herauszuarbeiten. Es sind 25 Mann, darunter vier ver 
wundet, die nun zum Trichter hinaufgeführt werden. 
Stabsfeldwebel Andreas Gschwendtner 
11. Komp. 
Stabsfeldwebel Gschwendtner hatte sich in vielen Gefechten 
und Schlachten, die das Regiment am russischen und italie 
nischen Kriegsschauplatz zu bestehen hatte, durch seine 
hervorragende Tapferkeit und Entschlossenheit besonders 
ausgezeichnet. Er besitzt die bronzene, zweimal die sil 
berne Tapferkeitsmedaille II. Kl. und dreimal die silberne 
Tapferkeitsmedaille I. Kl.
	        
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