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laufenden Nebenstollen, der ebenfalls bereits die italie
nische Stellung unterhalb passiert, einen kleinen Stollen
gegen Südost vortrieb, wobei man jedoch den Lärm der
Sprengarbeit durch Verwendung stärkerer Sprengladun
gen und durch einen, mit größerem Druck arbeitenden
Preßlufthammer bewußt steigerte. Da man im Gegen
minenstollen einerseits mit einem im gleichen Maße ver
minderten Druck arbeitet, andererseits auch gleichzeitige
Freitag, den 7. September 1916.
Das I. Baon auf „Cimone Süd"
über die anläßlich der Unternehmung am Cimone zu
ergreifenden Maßnahmen schwebt ein geheimnisvolles
Dunkel. Begreiflich! Muß doch die Geheimhaltung dieser
Aktion im Interesse ihres Gelingens bis zum letzten
Augenblick gewahrt werden. Nur Mjr. S ch a d und Oblt.
M I a k e r, als die zunächst Beteiligten, haben Gelegen
heit, sich mit verschiedenen vom Divisionskommando auf
geworfenen Fragen zu befassen. Die Festlegung des Zeit
punktes für den Beginn der Infanterieaktion, die Art der
Bereitstellung der zum Sturm bestimmten Abteilungen, ihre
Gruppierung, ihre Vorrückungslinien, die von ihnen zu
erfüllenden Aufgaben, ihr Verhalten nach durchgeführter
Besetzung muß sich vor allem auf eine richtige Beurteilung
der durch die Sprengung geschaffenen Verhältnisse und
nicht zuletzt auf einer genauen Kenntnis des Terrains
stützen.
Mjr. S ch a d hat die letzte Zeit dazu benützt, um an
der Hand von Geländestudien den Kampfraum des Baons
Samstag, den 8. September 1916.
Das I. Baon auf „Cimone Süd"
Das Wetter hat sich nach Mitternacht geklärt. Das
sanfte Licht des Mondes verbreitet einen Schimmer von
Helligkeit, doch nicht so viel, daß die Italiener unserer
Tätigkeit genauer folgen könnten.
Sie sind mißtrauisch geworden. Von ihrer Gipfelstel
lung aus überschütten sie uns wie gewöhnlich mit einem
Infanterie- und Maschinengewehrfeuer. Leuchtraketen
steigen ununterbrochen auf. Sie tauchen das Vorfeld in
Zündung der Sprengschüsse an beiden Bohrstellen prakti
zierte, konnte man annehmen, daß die Täuschung gelang,
umsomehr, als die Bohrgeräusche nach zwei Tagen plötz
lich aufhörten.*)
*) Die späteren Erhebungen ergaben aber, daß es sich nicht um
einen feindlichen Stollenvortrieb, sondern um die Anlage einer Ka
verne am Westhang des Cimonekopfes handelte.
gründlich kennen zu lernen. Aus diesen Arbeiten resul
tieren auch seine Anordnungen hinsichtlich des Ausbaues
der Hauptstellung. Die Vertiefung der Grabensohle, die
Auskleidung der vorderen und rückwärtigen Grabenwand
mit Flechtwerk, der Einbau großer eingeflochtener Tra
versen zum Schutze gegen das Flankenfeuer vom Mte.
Cengio, der Einbau hölzerner Schußscharten, die Anlage
von Rosten zur Entwässerung der Grabensohle haben das
Antlitz der Hauptstellung zum Teil schon verändert.
Die Schaffung einer Hochwallstellung knapp rückwärts
der Hauptstellung, einer zweiten Stellung, die den „Hexen
kessel" gegen Norden abriegelt, die Vertiefung und Aus-
flechtung der in die Hauptstellung führenden drei Gräben
müssen unsere nächste Sorge sein. Sie werden jetzt zur
leichteren Unterscheidung mit den Namen unserer Heer
führer bezeichnet: Wilhelm-Graben, Friedrich-Graben,
Karl-Franz-Josef-Graben. Sie alle münden in den Franz-
Josefs-Graben.
ein Meer von Licht. Die Nervosität der Italiener hat wieder
einmal einen Höhepunkt erreicht. Unsere Mannschaft be
zeichnet sie mit dem landläufigen Ausdruck für jene Tätig
keit, die das Exerzierreglement diskret mit „Links aus
treten" bezeichnet.
Aber uns berührt dies jetzt nicht mehr. Im Verlaufe des
Ausbaues unseres Verbindungsgrabens wurde auch der
Feldwachenstellung die notwendige Fürsorge zugewendet.