Volltext: Die Rainer am Cimone

Gemeinsame Unterhaltungsabende, manchmal auf 
breiter Pilsner-Bier-Grundlage, mit Vorträgen, Musik und 
Gesang vermögen dem Lagerleben auch schöne Seiten 
abzugewinnen. Die leichtere Beschaffungsmöglichkeit von 
„Betriebsstoffen", die unserer Frohnatur einen mächtigen 
Auftrieb zu verleihen imstande ist, wahrt jeden Anlaß, der 
sich uns zum Feiern bietet. Und was wurde nicht alles ge 
feiert! Die Verleihung von Auszeichnungen, ein Urlaubs 
antritt, das Wiedereinrücken, ein Sieg beim Kartenspiel, 
das Massengrab oder auch nur die Tatsache unseres Hier 
seins. über all dieser manchmal recht tollen Ungebunden 
heit aber schwebt die Besinnung auf unsere Mission. Die 
schweren Kämpfe, die unsere Kameraden am Cimone aus 
zufechten haben, erfüllen uns mit Sorge. Mit Bedauern 
denken wir an die vielen, die nicht mehr in die Heimat 
zurückkehren werden, die in Campana ein stilles Grab 
gefunden haben. In solchen Augenblicken werden uns 
unsere Hütten zu eng, es zieht uns ins Freie, auf das nahe 
Schlachtfeld des 17. und 18. Mai. Wir schlendern die Stel 
lungen ab. Im Geiste rollt sich das große Geschehen der 
Durchbruchsschlacht noch einmal vor uns ab. Mit diesem 
oder jenem Stellungsteil verbinden sich besondere Erinne 
rungen. Der eine weiß eine komische Situation zu schil 
dern, ein anderer wieder berichtet über staunenswerte 
Leistungen unserer Landler, ein dritter von ihrer mann 
haften Haltung in Not und Tod. Und so vergeht die Zeit. 
Zufriedenheit und Stolz zieht in unser Innerstes ein. 
Gestern feierten wir wieder ein Ereignis! Oblt. N a ke 
rückt zum Kader ein. An seine Stelle tritt in die Führung 
des I. Baons Hptm. M e I z e r. Der Abschiedsabend war 
herzlich, für viele aber auch aufreibend. 
Sonntag, den 5. August 1916. 
Auf „Cimone Süd" 
Außer einigen Gewehrschüssen herrscht heute voll 
kommene Ruhe. Allerdings liegt starker Nebel über der 
ganzen Gegend, der jede Sicht unterbindet. Uns aber ist 
diese gütige Fügung des Schicksals willkommen. Unsere 
zerstörten Stellungen müssen in kürzester Zeit wieder 
instandgesetzt werden, und je mehr Mannschaften zur Be 
hebung dieser Schäden eingesetzt werden können, desto 
besser ist es für uns. 
Fortifikations-Oblt. i. d. R. Ing. Otto Müller 
Sappeur-Komp. 7/8 
Als es den Italienern am 23. Juli 1916 nach einer mächtigen Artil 
lerievorbereitung gelang, sich in den Besitz des Cimonegipfels zu 
setzen, war es für das Rainer-Regiment zu einer Ehrensache ge 
worden, die Wiedereroberung der verlorenen Position mit allen 
Mitteln zu betreiben. Da die nach dem Verlust des Gipfels sofort 
angesetzten mehrmaligen Gegenangriffe trotz aller Tapferkeit 
unserer Mannschaften scheiterten, wurde u. a. auch der Gedanke 
einer Sprengung des Gipfels ins Auge gefaßt. Oblt. Müller, dessen 
Mannschaft in den Abschnitten „Cimone Süd" und „West" mit dem 
Kavernenbau befaßt waren, kam nach eingehender Orientierung 
im Gelände zur Überzeugung, daß der Vortrieb eines Stollens in 
der Richtung auf die feindliche Gipfelstellung nur möglich sei, wenn 
der gegenwärtig vom feindlichen Infanteriefeuer beherrschte Ver 
bindungsgraben zur Feldwach-Kaverne schußsicher ausgebaut 
werde. Ein zweiter Vorschlag geht dahin, den Stollenvortrieb von 
einer im Bau befindlichen Kaverne rückwärts der Hauptstellung 
aus in Angriff zu nehmen. Beide Vorschläge wurden später wieder 
aufgegriffen und zur Ausführung gebracht.
	        
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