Volltext: Die Rainer am Cimone

Montag, den 9. Juli 1916. 
Die 1., 2., 3. und 13. Komp, in Stellung auf „Cimone Ost" 
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Die Urlaubssperre ist aufgehoben! Nach einer langen 
und schweren Frontdienstzeit eröffnet sich uns wieder die 
Gelegenheit, ins Hinterland zurückzukehren, zu unseren 
Lieben in die Heimat; zwar nur auf kurze Zeit, die uns 
aber zum Inbegriff alles Schönen werden soll. Unser 
Innerstes gerät in Schwingungen bei dem Gedanken an 
die nächsten Tage, die uns diesem Ziel näherbringen. 
Hoffentlich macht uns der Feind keinen Strich durch die 
Rechnung. Es wäre immerhin möglich, daß ein Zufall 
walten könnte, der uns — —. Wir zwingen uns, den Satz 
nicht zu Ende zu denken. Aber sonderbar! Wir kommen 
nicht los davon! Eine Veränderung geht mit uns vor, wenn 
wir es uns auch nicht eingestehen wollen. Wir sind nervös, 
wenn wir die Stellung abgehen, zucken ungebührlich 
zusammen, wenn die feindliche Artillerie ihr gewohntes 
Feuer auf sie richtet. Das uns vertraut gewordene Gelände 
stößt uns ab, erscheint uns traurig und unwirtlich. Die Vor 
sicht, die wir bei der Erfüllung unserer Pflichten walten 
lassen, steht in krassem Widerspruch mit der Überlegen 
heit, mit der wir sonst der Gefahr ins Auge blickten. Wir 
beben um unser Leben! Das ist es, was wir uns schämen 
auszusprechen! 
Gott sei Dank, heute abend geht ein Schub „Urlauber" 
vom Regiment ins Hinterland ab. Es ist gut und notwendig, 
die, wenn auch nur vorübergehend in Erscheinung tretende 
Angstpsychose aus der Front zu verbannen. Aber all die 
vielen anderen Kameraden sind von diesen Gefühlen 
unberührt geblieben, sie sind der Vorsehung schon dank 
bar, die ihnen den herrlichen ruhigen Tag geschenkt hat, 
denn seif heute nachmittag beschießt der Feind nach einer 
regen Aufklärungstätigkeit seiner Flieger wieder den 
Plateaurand von Castelletto und Teile der von Pedescala 
dort hinaufführenden Serpentinenstraße mit schwersten 
Geschützen. Ein feindlicher Angriff steht also dort zu er 
warten. Abends, etwa um y 2 ll Uhr, beginnt er. Starker 
Gefechtslärm dringt zu uns, der um Mitternacht wieder 
verstummt. Dazwischen erhalten wir den Besuch unseres 
Regimentskommandanten Obst. Lauer. Er inspiziert den 
Abschnitt der 1. und 2. Komp., dessen Ausbau er mit 
Worten des Lobes anerkennt. 
Die 9., 10. und 11. Komp, auf „Cimone West" 
Der Kavernenbau soll nunmehr durch die systematische 
Ausbildung von Sprengpatrouillen zur höchstmöglichen 
Entwicklung gebracht werden. Das ist auch deshalb von 
besonderer Wichtigkeit, weil es auf die Dauer unmöglich 
erscheint, die zurVerfügung stehenden technischenTruppen 
und Arb.-Abtlg. in einem solchen Tempo weiter arbeiten 
zu lassen, wie es bisher geschah. Die Ausbildung der 
Mannschaften der Frontkompagnien im Abschnitt Mjr. B ä r 
sowie der dahinter als Reserve befindlichen 15. und 
16. Komp, übernimmt die technische Halbkompagnie. Fhnr. 
T r a u t z I, der treue Helfer Oblt. M a r k g r a f s, ist un 
ermüdlich bestrebt, die an ihn herantretenden, schier un 
lösbaren Aufgaben zu bewältigen. 
Die bisherigen Fortschritte im Kavernenbau sind trotz 
des Einsatzes aller verfügbaren Kräfte, angesichts des an 
dauernden feindlichen Störungsfeuers, noch nicht als sehr 
erheblich zu bezeichnen. Immerhin können im Abschnitt 
Mjr. Bär zur Not ein Fünftel der gesamten Mannschaft, 
also etwa 300 Männer in Kavernen Zuflucht finden. 
Am Abend wird die 14. Komp, durch die 9. Komp, ab 
gelöst, wodurch die einheitliche Gruppierung des III. Baons 
auf „Cimone West" hergestellt ist. 
Die weitblickende Führung beschäftigt sich bereits mit 
dem Gedanken einer Unterbringung der Truppen auf dem 
Tonezzaplateau in Winterquartieren. Um darüber ein Bild 
zu erhalten, soll die Belagsfähigkeit der im Regiments 
abschnitt gelegenen eigenen und italienischen Baracken 
sowie der gegen feindliche Sicht und Artilleriewirkung 
gedeckten Häuser ermittelt werden.
	        
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