Volltext: Schiller und Oberösterreich

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Und so wollen auch diese bescheidenen Zeilen aufgefaßt 
fein, welche das Echo wiedergeben, das seinerzeit, vor mehr als 
hundert Jahren und später, die Schriften des großen Mannes 
bei uns in Oberösterreich gefunden haben. 
„Es gehört unstreitig unter die angelegensten Wünsche 
eines jeden Freundes der deutschen Literatnr, die sämtlichen 
Werke unseres ausgezeichneten Schriftstellers in uuverstümmelter 
Vollständigkeit zu besitzen und sowohl seine dichterischen Ge¬ 
bilde als seine geschichtlichen und philosophischen Darstellungen 
in jener Vollendung und unveränderten Reinheit, mit welcher 
sie nach seinem Tode sind aufgelegt worden, zum frohen Geistes¬ 
genusse vor sich aufgestellt zu sehen. 
Schiller wird unter den Deutschen als dramatischer und 
lyrischer Dichter, als Geschichtschreiber und Kunstphilosoph 
immer als einer der höchsten Geister glänzen. Mit klassischer 
Gediegenheit, mit schönem besonnenen Kunstgenie schloß er 
mit Wilhelm Teil die theatralische Laufbahn, welche er glänzend 
und feurig, aber ungezügelt und unsicher mit den Räubern 
betreten hatte. Als Lehrdichter steht er einzig da, wenn man 
ihm gleich als lyrischem Dichter Goethe an die Seite setzen 
kann. Als Geschichtschreiber urteilte Wieland von ihm, daß 
er sich zu einem Platze neben Hnme und Gibbon empor¬ 
arbeitete. Als Philosoph endlich erhob er sich zu jenen hohen 
Kunstansichten, die das Empirische vom Idealen, das Moralisch¬ 
edle von dem Reinschönen so scharfsinnig trennten." 
Mit diesen Worten lud vier Jahre nach Schillers Tode 
der Buchhändler Kajetan Haslinger in der unteren Vorstadt 
außer dem Schmidtor Nr. 172 zur Pränumeration auf die 
sämtlichen Werke des Dichters in der „Linzer Zeitung" ein. 
Man könnte nun glauben, dieses Gesamturteil erlaube 
einen Schluß auf die allgemeine Wertschätzung des Dichters 
in unserem Heimatlande. Zum Teile gewiß. Die Presse ist
	        
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