Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Arthur James Balfour 
Schulsports interessierte sich Balfour nicht besonders, 
und statt im Kricketfeld herumzulaufen, saß er lieber 
zu Hause und verschlang Bücher. In Eton ist es 
uͤblich, daß die jüngeren Schüler den älteren Jahr⸗ 
gängen alle möglichen Dienste leisten, also den Fuchs 
aͤbgeben. (Nur heißt der Fuchs in England „fag“.) 
Balfour leistete damals einem gewissen Lord Lans⸗ 
downe Fag-Dienste. In späteren Jahren kehrte sich 
das Verhältnis um. Im Foreign Office feierten die 
beiden ein Wiedersehen, doch war diesmal Lord 
Lansdowne der Untergebene. Es ist für Eton⸗Schüler 
nichts Außergewöhnliches, als Erwachsene in Regie⸗ 
rungsgebäuden, auf den grünen Ledersitzen zu West⸗ 
minfter, in den Ministerien Wiedersehen zu feiern: 
Eton scheint ja zu diesem Zweck gegründet worden 
zu sein. Diese merkwürdige Schule hat auf der ganzen 
Welt nichts Gleichartiges. Sie entsprang keinem aus⸗ 
gedachten Erziehungsplan, sie ist kein Ergebnis päd⸗ 
agogischer Erfahrung; kein Parlamentsentwurf, keine 
religiöse Gemeinde ist dafür verantwortlich; sie ist 
einsach dem englischen Charakter organisch erwachsen, 
ein unerklärlich entstandenes System, das seinerseits 
den Charakter jedes einzelnen und dadurch der Nation 
beeinflußt. In dieser Schule werden die Söhne eng⸗ 
lischer Gentlemen zu Gentlemen erzogen, die dann den 
Ton Etons in alle Verwaltungsgebiete der englischen 
Welt verbreiten. Nach vier Jahren ging Balfour nach 
Cambridge auf die Universität. Zum Trost aller mittel⸗ 
mäßigen Schüler sei's gesagt, er war kein hervor⸗ 
ragender Schüler, und unter s einen Lehrern hätte 
nicht ein einziger ihm eine bedeutende öffentliche 
Laufbahn vorausgesagt. Er zeigte keinerlei Ehrgeiz, 
er hewarb sich nicht um Stipendien oder Preise, aber 
seine intimeren Freunde wußten, daß er sich viel mit 
34