Volltext: Englische Staatsmänner

Der Ausgang 
überzeugte Hypolriten; einer nach dem andern ver⸗ 
ließ ihn (mit Ausnahme John Redmonds) und ging 
zu Gladstone über. Parnell kämpfte weiter, aber 
schließlich wurde er verdrängt. Er heiratete sein 
Königinchen; denn das blieb sie auch, als er schon 
ohne Königtum war. Aber seine Lebenskraft war zu 
Ende. Seine stets zarte Gesundheit hatte unter den 
Ereignissen der letzten Zeit sehr gelitten und sein 
politischer Zusammenbruch gab ihr den Rest. Noch 
im Delirium sprach er von Politik. Aber eines Abends 
öffnete er seine großen, braunen Augen und sagte: 
„Küß mich, Weibchen, ich will versuchen ein bißchen 
zu schlafen.“ Und seitdem ist er nicht aufgewacht. 
Es gibt nichts Köstlicheres im Liebesleben von 
Mann und Frau, als den Moment erleben, da aus 
einer stolzen, unnahbaren, großen Dame, „seiner 
Königin“, ein kleines Mädchen wird; und da aus „ihrem 
König“, aus dem großen Mann, ein kleiner Junge 
wird. Dieses Köstliche hat Mrs. O'Shea erlebt. 
Und da es ihr noch nach Jahrzehnten die Brust zu 
sprengen drohte, ließ sie es endlich überfließen und 
erzählte davon. Nun streiten die Leute darüber, ob 
sie recht getan. Aufgezeigte Menschlichkeiten sollten 
Menschen nicht schaden. Die Persönlichkeiten, diese 
Liebe auf den ersten Blick, das seltsame dreieckige 
Verhältnis, das Omphale⸗-Motiv, das Ewig-⸗Weib⸗ 
liche, das den Mann „hinanzieht“ und doch immer 
seine Schwerkraft ist, die Verquickung von Politik 
und Zärtlichkeit, die nüchterne Kehrseite mysteriöser 
Fassaden, die Einfachheit vielspaltiger Naturen, so wie 
sie einmal wahrhaft und im Allertiefsten aufgewühlt 
werden — all das ist willkommenes Material für 
unseren Unterricht. Die Kunstromane verblassen 
neben dieser Geschichte aus dem Leben. 
J— 
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