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4. Marter des hl. Laurentius.
Der Heilige war Erzdiakon zu Rom und führte, als
er von der heidnischen Obrigkeit aufgefordert wurde, die
Schätze der Kirche auszuliefern, als kostbarste Güter die
Kranken, Witwen und Waisen vor. Zur Strafe wurde er
deswegen am 10. August 258 auf einen Rost gelegt und
langsam gebraten.
Trotz der grossen Verehrung, die der Heilige in der
ganzen Christenheit genoss, sind Darstellungen von ihm
bezw. seiner Marter verhältnismässig selten. Eine ge
wisse Verwandtschaft dieses Holzschnitts mit der
Nr. 1583 scheint vorzuliegen, da auch dort links der
bärtige Kaiser Decius im Gespräch mit einem Ratgeber
dargestellt ist. Die eigenartige Form der Hüte dieser
beiden Standespersonen deutet auf einen ausländischen
Entwurf, doch lässt der Berg mit den steifen Bäumen
vermuten, dass das Blatt am Oberrhein entstanden ist*).
Grösse : 250X180. (Die Reproduktion ist etwas
grösser ausgefallen).
Sehr. 1583.
Bemalung: Stark nachgedunkelt. Ursprünglich
scheinen alle Figuren violett gewesen zu sein, die Farbe
der Bäume ist unbestimmbar, nur die Flammen unter
dem Rost haben sich rot erhalten.
Oberrheinisch (?) um 1465. — Das Blatt wurde in
-der bei Tf. 2 erwähnten Deckelfüllung gefunden.
5. Wappen des Papstes Innocenz VIII.
Da dieser von 1484—1492 regierte, so ergibt sich die
Entstehungszeit des Blattes von selbst. Wir werden auch
annehmen dürfen, dass der Entwurf aus Italien stammt,
doch ist es bei der schlechten Erhaltung schwer zu
sagen, ob es sich um das Original oder um einen Näch-
schnitt handelt. Jedenfalls können wir an der Schraf
fierung der Schnüre die grosse Sorgfalt des Holz
schneiders erkennen.
Grösse : 317X213.
Sehr. 2027 m.
Bemalung : Tiara grün gefüttert, die Zacken und
der Reif mit grünen und roten Tupfen (Edelsteine),
Kranz gelb, Schnüre grün, Quaste halb weiss, halb grün.
—* Wappen, Feld und Kreuz rot (jetzt rotbraun); Felder
des Querbalkens abwechselnd lichter und dunkler drap
farbig.
Italienisch (?) um 1485—90. Der bei Tf. 2 ange
gebenen Deckelfüllung entnommen.
6. Christus am Kreuz.
Eine zwar leidlich geschnittene aber doch nur ziem
lich unbedeutende Wiederholung dieser in zahllosen
Varianten und allen erdenklichen Formaten existieren
den Kreuzigungsgruppe.
Das Blättchen ist auf eine gemalte Initiale des auf
Pergament geschriebenen, aus der ersten Hälfte des
KV. Jahrhunderts stammenden Missales r p 16 aufge
klebt, das sich vielleicht früher in dem Zisterzienserstift
Baumgartenberg in Oberösterreich befand.
Grösse : 60X53.
Sehr. 462 b.
Bemalung: Kreuz lichtgelb; Christus hell fleisch
farben, Nimbus rötlich; Maria rotes Kleid, drapfarbener
Mantel, Nimbus hellgelb : Johannes roter Mantel, hell
gelber Nimbus ; Rasen hellgrün.
KUPFERSTICH
7. Pilatus wäscht sich die Hände.
Dieses Blatt gehört zu jener grossen Folge von Dar
stellungen aus dem Leben Christi, die Lehrs (K. K. III
237, 2—79) noch unter den Arbeiten des Meisters des
hl. Erasmus aufführt, die aber jetzt Geisberg sämtlich
dem Meister des Dutuitschen Oelbergs zuweist. Die
Trennung der Arbeiten dieser ziemlich unbedeutenden
Kupferstecher, die Lippmann einst «Lebzeltenstecher»
nannte, ist äusserst schwierig und Lehrs hat dieses
Durcheinander S. 30 ff. zu entwirren versucht. Indirekt
geht diese Folge wohl auf die Stiche des Meisters der
Berliner Passion zurück, und zwei Blätter der vorliegen
den Passion wurden bereits in Bd. 61 dieser Sammlung
auf Tf. 20 und 21 abgebildet.
Unser Stich, von dem sich auch ein Exemplar in
Nürnberg befindet, ist noch insofern wichtig, als er einer
*) Eine verkleinerte Abbildung befindet sich als Titel
bild in K. Schiffmanns « Die graphische Sammlung der
öffentlichen Studienbibliothek in Linz a. D., Linz, 1926 ».
ganzen Anzahl von Metallschnitten als Vorbild gedient
hat, nämlich der Nr. 2275 (Abb. Schmidt-Soldan 78, 8),
2275 a (Abb. Slg. Heitz, Bd. 56 Tf. 13), 2276 (Bouchot
Tf. 6 Nr. 7, 4 und Leidinger-Passion Nr. 20), 2276 a
(Abb. Slg. Heitz Bd. 15 Tf. 7), 2277 (ebend. Bd. 22 Nr. 49),
ausserdem auch dein betreffenden Holzschnitt in der um
1489 von Johann Amerbach zu Basel gedruckten Aus
gabe des Horologium devotionis (Manuel V 3442).
Grösse : 58X38.
Lehrs III 250, 32.
Bemalung : Pilatus Hut und Gewand mattgrün,
Thron gelb, Stufen rotbraun, Kreuz blau; Christus Kleid
rotbraun, Nimbus gelb mit rotbraunem Kreuz; der
Krieger links verblasst blau, derjenige rechts gelb mit
rotbrauner Mütze.
Die Bordüre gehört natürlich nicht zu dem Stich,
sondern Bruchstücke einer etwa gleichzeitigen Holz
schnitt-Umrahmung sind seit alters herum geklebt. In
diesem Zustand befindet sich das Blättchen in der Inku
nabel 442.