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Tolles Treiben in Meidling. 
Auf dem „grünen Berg“ bei Meidling hatte ein Fran— 
zose, namens Cordier, in einem stattlichen Landhause, das 
von reizenden Gartenanlagen umgeben war, eine Gasiwirt— 
schaft eingerichtet. I 
Bälle, wie sie dieser Mann veranstaltete, sind in Wien 
noch nie erlebt worden. Dort sah ich den Cancan von Fran⸗ 
zosen und Wienerinnen tanzen. Die letzteren, freilich aus der 
Hefe der Vorstädte, waren sehr gelehrige Schülerinnen. Sitt— 
liche Menschen wendeten sich mit Abscheu weg oder eilten in 
den Garten und blieben so lange in den Alleen, die sehr schön 
beleuchtet waren, bis der wüste Tanz vorüber war. 
Zur Ehre des Personals der beiden Hoftheater muß er— 
wähnt werden, daß eine Figurantin des Balletts, die sich aus 
Neugierde auf einen dieser Bälle führen ließ, von den 
Künstlern dieser Bühnen förmlich geächtet wurde. Trotzdem 
festgestellt wurde, daß sie nur einen Augenblick dieses aus— 
gelassene Treiben mitangesehen hatte und dann gleich davon— 
geeilt war, protestierten die sämtlichen Mitglieder der beiden 
Hoftheater so heftig gegen diese Unbesonnene, daß die Direk— 
tion sich veranlaßt fand, sie sogleich zu entlassen. 
Dem französischen Gouvernement waren diese Bälle 
längst ein Greuel. Als ihm der geschilderte Vorfall bekannt 
wurde, schickte es eine Anzahl Gendarmen auf den „grünen 
Berg“, ließ den Ballort schließen und schickte Herrn Cordier 
nach Lyon, von woher er gekommen war. Es wurde zwar nicht 
der abscheuliche Tanz vermißt, wohl aber die vortreffliche 
Küche und es hieß damals, so gut wie bei Cordier hätte man 
in Wien noch nie gespeist, worüber der Hoftraiteur Jahn, 
der in Schönbrunn sein Speisehaus besaß, außer sich geriet.