Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

Iffland in Wien. 
Das Jahr 1808 war reich an theatralischen Neuheiten. 
Im Hofburgtheater erschien der berühmte Iffland zum ersten 
Male als Gast in Wien. Zu allen seinen Vorstellungen drängte 
sich das Publikum wie zu einer „Freikomödie“. Er spielte 
abwechselnd bald im Hofburgtheater, bald im Theaker an der 
Wien, welche beide Bühnen damals unter einer Direktion 
standen, und erwarb sich eine solche Anerkennung, daß er von 
Kaiser Franz während der Festlichkeiten des Landtages zu 
Preßburg für einige Gastvorstellungen dahin berufen wurde. 
Der Kaiser empfing ihn in Audienz. „Sie sind also der 
berühmte Schauspieler Iffland?“ redete er ihn an. — „Euer 
Majestät ehrfurchtsvoll zu melden, ja ich bin Iffland.“ — 
„Es freut mich, Sie persönlich kennen zu lernen,“ fuhr der 
Kaiser fort, „obwohl ich Sie, wenn Sie mir sonstwo vor— 
gekommen wären, nicht erkannt hätte. Ich sah Sie in vier 
Rollen auf meinem Theater in Wien und jedesmal hatten Sie 
ein anderes Gesicht. Jetzt, da ich Sie so recht in der Nähe 
sehe, ohne theatralische Behelfe, ohne Kostüm und Schminke, 
sehen Sie wieder ganz anders aus. Ich glaube, Sie besitzen 
die Eigenschaft Garricks, der so oft ein anderer sein konnte, 
als es ihm beliebte. Ist es wahr, daß Sie in Wien einen 
Fiaker zum besten gehabt haben, der, so oft er mit Ihnen auf 
dem Wege von Wien nach Baden vor einem Hause anhielt, 
immer einen anderen Herrn in seinem Wagen zu finden 
glaubte?“ 
„Nein, Majestät,“ erwiderte Iffland, „dieses Experiment 
habe ich nicht gemacht; man erzählt, daß Garrick es in London 
ausgeführt; aber meinen eigenen Bedienten habe ich gespielt, 
bin als solcher bei Baron Braun erschienen und habe ihn 
getäuscht, weil er neulich bei einer Mittagstafel in Schönau 
dem Hofschauspieler Beckmann gegenüber behauptete, ich ver⸗ 
möchte ihn außer der Bühne nicht zu täuschen, ich möchte mich 
auch noch so sehr verkleiden und entstellen. — Ich meldete
	        
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