Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

Vorwort. 
Adbdolf Bäuerles „Memoiren“ können als eine Neuerscheinung 
gelten; denn außer einem schmalen Bändchen, das der Verfasser 
1858 im Eelbstverlage erscheinen ließ, blieb die Folge in den 
Spalten der „Morgenpost“ bis heute verschollen. 
Gleich seinem Zeitgenossen-J. F. Castelli, mit dem er manche 
Verwandtschaft aufweist, verdankte auch Bäuerle seine hervor— 
ragende Stellung in der Schriftstellerwelt des alten Hsterreich der 
ungemeinen Rührigkeit, die ihn jede Gelegenheit ausnützen ließ, 
seine vielseitige Begabung dem herrschenden Geschmacke dienstbar 
zu machen. 
Als der Sohn eines aus Schwaben eingewanderten Fabri— 
kanten am 9. April 1786 zu Wien geboren, wuchs er in behaglichen 
Verhältnissen auf, trat frühzeitig in den Staatsdienst und schrieb 
bereits mit sechzehn Jahren einen Ritterroman „Sigmund der 
Stählerne“. Der Uinstand, daß man ihn mit seinem Vater ver⸗ 
wechselte, verschaffte dem kaum Zwanzigjährigen die Erlaubnis 
zur Gründung der „Theaterzeitung“, die sich unter seiner Hand 
durch mehr als fünfzig Jahre als das tonangebende Wiener Blatt 
behaupten sollte. Damals war er eine der populärsten Erschei— 
nungen der Wiener Gesellschaft und es mag ihm unvergessen 
bleiben, daß er als einer der ersten sein den weitesten Kreisen 
zugängliches Blatt in den Dienst der Wohltätigkeit stellte, so daß 
er über eine Million Gulden zum Bau eines Blindeninstituts und 
zur Unterstützung Notleidender aufbringen konnte, wofür ihm 
sowohl seine Vaterstadt, als auch Prag, Pest, Graz und noch 
fünfzehn andere Städte der Monarchie das Ehrenbürgerrecht ver⸗ 
liehen. Von 1819 1821 gab er auch die von Josef Richter begrün⸗ 
deten und nach dessen Tod von Gewey fortgesetzten volkstümlichen 
„Eipeldauer Briefe“ heraus und bekleidete von 1809 1828 die 
Stelle eines Sekretärs am Leopoldstädter Theater. Als einer der 
fruchtbarsten Bühnenschriftsteller des alten Wien hat er bis 1841 
nicht weniger als 56 Volksstücke geschrieben, mit denen er die
	        
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