Volltext: Alt-Wiener Kulturbilder [322/323]

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„Herr Wenzl,“ berichtete der Kellner, „wissen Sie, daß 
im Direktorzimmer heute Herr Spreng sitzt? Es ist derselbe, 
der vor einem Jahr dem Herrn Scherzer von der Neustadt 
ein „Maßziment' an den Kopf geworfen hat. Herr Spreng 
ist heuer selbst Direktor, und zwar auf der Schwechat. Der 
Mann muß Geld haben! Er und seine Schöne haben schon 
sechs halbe Mailänder, eine „Savaladiwurst' und sechzehn 
Bretzen verzehrt und alles bar bezahlt.“ — „Um Gottes willen, 
der Spreng ist da? Wenn dieser mit dem Neustädter Scherzer 
zusammenkommt, so gibt es wieder einen Krawall; da will 
ich doch sogleich mit dem Spreng reden, denn einen Krawall 
brauche ich nicht im Hause; lieber schicke ich auf die Wach— 
stube beim Kärntnertor und lasse mir ein paar Deutschmeister 
als Bedeckung einquartieren.“ Herr Wenzl verfügte sich in 
das sogenannte „Direktorenzimmer“, in das nur die Schau⸗ 
spielunternehmer Zutritt hatten. Er lüftete ein wenig sein 
grünsamtenes Käppchen, steckte wieder beide Hände unter sein 
olaues „Fürtuch!, um mit den Kupferkreuzern in den Säcken 
zu „scheppern“, und begann: „Heute wird ein heißer Tag 
wverden. Die Herren Impresarii ‚zügeln' mir das Ungeziefer; 
alle Jahre kommen mehr Vagabunden in mein Bierhaus. 
Heute steht das Gesindel schon schockweis vom ‚Pfauen' an— 
gefangen bis zum Kässtecher' im Bürgerspital. Was soll 
denn daraus werden? — Das war früher doch anders; da 
kamen höchstens ein paar Direktoren und, ein paar Dutzend 
Schauspieler und jetzt zähl' ich beinahe ein Schock Prinzipale 
und ein paar hundert Schauspieler! — Und erst die Weibs— 
bilder! Wenn man diese unverschämten „oberlu' sieht, wird 
einem angst und bang!l“— J 
„Ich bitte, mit mehr Respekt von unserem Stande zu 
sprechen,“ rief Spreng, indem er sein „Maßziment“ auf den 
Tisch stieß. „Ich war nicht nur einst selbst ein Schauspieler, 
der auf gleiche Weise hier Engagement suchte und fand, ich 
bin es noch, obgleich ich seit sochs Wochen Unternehmer der 
Schwechater Bühne bin; ich dulde also keine Verunglimpfung 
meiner Kollegen, am wenigsten von einem Wirt, der alljähr⸗ 
lich ein hübsches Stück Geld an seinen Theatergästen ein⸗ 
streicht “·· 
Ei, Herr Spreng!“ lachte der Wirt, „der jähzornige 
herr Spreng ist wieder bei mir; alterieren Sie sich nur nicht,
	        
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