Eingreifen des Oberkommandos Nord
75
sache, daß jeder Soldat mit Gewehr und Gepäck auf einem von einer Letten¬
frau gelenkten Panjewägelchen saß.
Von der auf diese Weise nach Mitau beförderten Eisernen Diviston wurde
die Gruppe Kleist südlich, die Gruppe Kanitz nördlich der Stadt bei Mai¬
hof und Kupfer eingesetzt, um die zur Einschließung der Landeswehr
in Mitau vorgehenden Flügel der Bolschewisten wieder zurückzudrücken.
Dies gelang bis zum Abend. Der Gegner brach den nunmehr aussichtslos
gewordenen Kamps bei Eintreten der Dunkelheit ab und ging in die Wälder
zurück. Die Gefahr für die befreite Landeshauptstadt war beseitigt.
Die 1. Garde-Reserve-Division hatte ant 20.März den Vor¬
marsch in drei Kolonnen über die Linie Kruki—Hoszumberge angetreten.
Sie erreichte am 21. März mit ihren vordersten Teilen die Gegend westlich
von Bausk—Stalgen an der Aa—Gr. Schwedthof. Der Feind vor ihr war
nach Südosten entkommen, weil die Division die Umfassung über Bausk—
Stalgen nicht rechtzeitig hatte durchführen können, wohl auch, weil der
Aa-Abschuitt infolge des Frostes kein Hindernis darstellte. Nur bei Hof-
zumberge, das von der Radfahrer-Kompanie der Gardeschützen unter Ober¬
leutnant Freiherrn von Rosen genommen wurde, war es zum Kampf
gekommen. Das Generalkommando brachte das Entkommen der Russen
allerdings in erster Linie mit dem Vorstoß der Landeswehr auf Mitau und
dem Nachdrängen der Eisernen Division in Verbindung. Ob mit Recht, muß
allerdings dahingestellt bleiben, da sich dem Gegner bei der geringen Zahl
der Streitkräfte und der Größe des Raumes stets die Möglichkeit bot, im
letzten Augenblick durch die Wälder zu entkommen, zumal da er vor der
Eisernen Division und der Garde-Reserve-Division beim Eintreffen der
Landeswehr in Mitau nach den Feststellungen des Bataillons Eulenburg
bereits in vollem Rückzug nach Osten begriffen war.
Das Eingreifen des Oberkommandos Nord.
Mit dem Erreichen der Aa-Linie war an sich die Grundlage für ein
weiteres Vorgehen gegen die Düna und auf Riga gegeben. Sowohl das
Moment der Überraschung als die Rücksicht auf die kurländischen Wege¬
verhältnisse, die mit Eintritt der Schneeschmelze sich ganz wesentlich ver¬
schlechterten, sprachen für ein schnelles Vortragen des Angriffs. Der mora¬
lische Eindruck der Niederlagen von Doblen und Mitau wirkte zunächst noch
nach. Andererseits mußten aber erst der Brückenkopf von Mitau erkämpft,
die Aa-Linie bei Schlock in die Hand genommen und das rückwärtige Ge¬
biet gesäubert werden. Immerhin hatte das Generalkommando schon am
19, März an das Oberkommando Nord die erwähnte Anfrage wegen einer
20./21. März.