Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

24 
Vorbereitungen zur Offensive 
der lettischen Regierung aufrechterhalten zu müssen glaubte und sich nicht 
einfach auf die militärischen Machtmittel verlassen wollte. 
Das Zusammenarbeiten mit der deutschen Gesandtschaft für Lettland und 
Estland, an deren Spitze in Vertretung des Generalbevollmächtigten Winnig 
als Geschäftsträger der Rittmeister der Reserve Dr. Burchard stand, war 
gut und vertrauensvoll. 
Sich auf die Gegner der Regierung Ulmauis zu stützen, 
war nur bedingt möglich. Das einzig brauchbare Element, die Deutsch¬ 
balten, an ihrer Spitze der ebenfalls nach Libau übergesiedelte „Baltische 
Nationalausschuß", war zahlenmäßig zu schwach und in sich keineswegs 
vollkommen einig; eine ausgesprochene baltische Politik lag auch nicht im 
Sinne der deutschen Reichsregierung. Die lettischen Gegner der Ulmanis- 
Regierung aber waren entweder ausgesprochene Bolschewisten oder doch 
als Gegner der Deutschbalteu und unter dem Druck einer langen Okku¬ 
pationszeit mehr oder minder deutschfeindlich. 
Besonders schwierig lagen die Verhältnisse in L i b a u, wo zu den ver¬ 
schiedenen nebeneinandergeschalteten deutschen Behörden und zu der letti¬ 
schen Regierung noch eine radikal deutschfeindliche Stadtverwaltung, eine 
bolschewistisch angehauchte Arbeiterschaft und ein höchst unerfreulicher 
Soldatenrat hinzukamen. Dieser hatte sich eine ganz unhaltbare An¬ 
sicht von seinen eigenen Verdiensten bei der Rückführung der 8. Armee zu¬ 
rechtgemacht und hielt sich für schlechterdings unentbehrlich. Er erklärte sich 
durch Beschluß vom 14. Februar zum „Zentralsoldatenrat in Lettland" und 
sprach die Absicht aus, „die Erfolge der Revolution gegen alle Anfeindungen 
von rechts und links sicherzustellen". Eine Auseinandersetzung mit diesem 
Zentralrat war auf die Dauer unvermeidlich. Zunächst erkannte das General¬ 
kommando „die aus eigener Machtvollkommenheit erfolgte Ausdehnung des 
Wirkungsbereichs des Soldatenrats Libau" nicht an. Graf von der Goltz 
wies Drohungen, die sich der Sprecher des Soldatenrats bei der ersten Aus¬ 
sprache erlaubte, schärsstens zurück. Der Einfluß dieses revolutionären 
Organs auf die Besatzung war indessen zunächst immerhin erheblich. 
Bei den Fronttruppen bestanden keine Soldatenräte, was nach einer 
Meldung des Generalkommandos „auf den Kampfwert der Truppen einen 
durchaus vorteilhaften Einfluß hatte", ein Standpunkt, dem kurz darauf 
auch der Vertreter der Reichsregierung beitrat. Persönliche, mit Drohungen 
verbundene Versuche des Libauer Soldatenrats, den Gouverneur zur Ände¬ 
rung seiner Haltung zu veranlassen, wies dieser mit großer Bestimmtheit 
zurück. Auch Bestrebungen, den Berliner Zentralsoldatenrat gegen das 
Generalkommando auszuspielen, blieben ohne Erfolg. Die Gefahr, daß
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.