Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

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Die Lage in Nordlitauen und Kurland 
Die zeitweise drohende Gefahr, daß sie sich in der allgemeinen Richtung 
über Telsche vorschieben und damit sowohl die inneren Flügel des General¬ 
kommandos 52 und des Gouvernements Libau als auch die Bahn Memel— 
Libau und Memel selbst bedrohen würden, schwand wieder. Nur bei 
Telsche wurden am 4. Februar starke reguläre und örtliche Bolschewisten 
gemeldet. 
Es muß dahingestellt bleiben, wieweit bei dieser Zurückhaltung der Bol¬ 
schewisten die innere Schwäche und Operationsunfähigkeit der roten Ver¬ 
bände oder der Druck maßgebend gewesen ist, den um diese Zeit die Esten 
und Finnen in Nordlivland auf die dortigen russischen Streitkräfte aus¬ 
übten, denen u. a. am 1. Februar Walk abgenommen wurde. Die schwachen 
Abteilungen, die das Generalkommando 52 Ende Januar und Anfang 
Februar nach Korciany, Salanty und Plungiany und anderen Orten West- 
litauens, das Stellvertretende Generalkommando I. Armeekorps an die 
Bahn Memel—Libau entsandten, hätten eine ernsthafte Offensive der 
Russen gegen die Linie Memel—Libau nicht aufhalten können. Den ein¬ 
zigen Rückhalt für diese wie für die Abteilung Randow bildete die all¬ 
mählich in die Gegend von Tauroggen vorgezogene schwache 45. Reserve- 
Division. Sie wurde am 5. Februar dem Generalkommando 52 unterstellt. 
Die an sich schwierige Lage dieser kleinen Abteilungen, insbesondere der 
Streifen beiderseits der Bahn Tauroggen—Schaulen, wurde noch dadurch 
verschärft, daß das ganze Gelände rückwärts bis zur deutschen Grenze von 
Marodeuren angefüllt war, die nicht nur die Einwohnerschaft in uner¬ 
hörter Weise drangsalierten und das Ansehen der deutschen Truppe unter¬ 
gruben, sondern auch gegen Quartiermacher und sonstige vereinzelte Heeres¬ 
angehörige eine drohende Haltung annahmen. Es gelang nur gelegentlich, 
derartige Banden zu entwaffnen, weil sie immer wieder Rückhalt an den 
halbbolschewistischen Landeseinwohnern fanden. 
Auch die mehr als unklaren Beziehungen zwischen der örtlichen 
litauischen Miliz und den Bolschewisten machten sich unangenehm 
fühlbar. Auf der einen Seite wurde die Bewaffnung der Landeseinwohner 
von deutschen Heeres- und Regierungsstellen in der Hoffnung gefördert, 
dadurch die Aufgabe der deutschen Heeresreste zu erleichtern, auf der anderen 
sah die Truppe mit Recht in der Bewaffnung halbbolschewistischer Bauern¬ 
massen eine schwere Gefahr für ihre eigene Sicherheit. Bei den Gefechten 
der Abteilung Randow wurden wiederholt Leute gefangengenommen, die 
sich im letzten Augenblick die litauischen Armbinden abzureißen versuchten 
und sich damit als Bolschewisten, also als Kriegführende, zu erkennen geben 
wollten. Eine allgemeine Entwaffnung der litauischen Miliz erwies sich
	        
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