Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Kampf mit den „Strellnicken" 
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aber nicht hinderte, später noch den Gegenangriff der Jäger mit¬ 
zumachen. 
„Inzwischen hatten sich auch ein paar Bolschewisten links, hinter der 
Kirche, gezeigt und das Feuer eröffnet. Ein Jägerleutnant kam angelaufen 
und nahm vier Mann von uns, darunter auch mich, als Sicherung auf den 
linken Flügel herüber. Dort lagen uns, so gut gedeckt, daß wir sie nicht 
feststellen konnten, ein Dutzend oder mehr Bolschewisten irgendwo gegen¬ 
über und beschossen uns, sobald wir uns außer Deckung zeigten, mit gut 
gezieltem Feuer, zum Teil aus ziemlicher Entfernung. Leider versuchten 
sie nicht, näher heranzukommen. Ihr einziges Opfer war eine alte Frau, 
die mit ihrem Enkelkinde aus dem Walde mit einem Bündel Reisig kam 
und durch Streifschuß leicht verwundet wurde. Alle unsere Verwundeten 
wurden mitten während des Gefechts für alle Fälle, da man die Angriffs¬ 
kräfte und Zähigkeit der Roten noch nicht ganz übersehen konnte, unter 
Bedeckung nach Pikeli gebracht. Allmählich wurde das Feuer schwächer und 
entfernter, bis endlich bei Anbruch der Dunkelheit die letzten Schüsse in 
Richtung Lutzhof verhallten. 
„Der Feind hatte im ganzen 18 Tote auf dem Kampffeld gelassen, meist, 
nach den Ausweisen, »Strellnicken')« vom 3. kurländischen roten Schützen¬ 
regiment, aber auch einige örtliche Bolschewisten, die sich dem Siegeszug 
ihrer roten Brüder anzuschließen entschlossen hatten. Unsere Verluste waren 
sehr gering, außer einem Jäger war Walter der einzige weitere Verwundete. 
„Die vielgepriesene Tapferkeit der lettischen Schützen, dieser »Zierde der 
russischen Revolution«, war auch nicht sehr furchterregend; besser als die 
örtlichen roten Banden waren sie wohl, dazu gehörte aber wahrlich nicht 
viel. Jedenfalls konnte man sie bei einem Kräfteverhältnis von 1 : 3 bis 
1 : 5 noch ruhig aufhalten und sogar schlagen." 
Trotz dieser örtlichen Erfolge war die Lage an der Windau Ende Januar 
keineswegs gesichert. Nach Besetzung von Windau durch die Bolschewisten 
verlief die Front nur noch etwa 50 km — von Warenhof bis Tyrkfchle — 
entlang dem Windau-Flusse, während im Norden und Süden die Roten 
die so gut wie ungeschützten Flanken von Landeswehr und Eiserner Division 
zu umklammern begannen. 
Immerhin hatten aber die Mißerfolge der letzten Januarwoche den An¬ 
griffsgeist der Bolschewisten merklich gelähmt, die hierdurch für Landes¬ 
wehr und Eiserne Division gewonnene Atempause war von entscheidender 
Bedeutung für den weiteren Verlauf der Kampfhandlungen. 
*) Lettische Schützen.
	        
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