Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

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Die Befreiung Rigas. 
Die inneren Verhältnisse in Riga hielt das Generalkommando für be¬ 
friedigend. Ob das Kabinett Needra dort die erhoffte Anhängerschaft finden 
würde, bleibe abzuwarten. Immerhin würde die Einnahme der Haupt¬ 
stadt das Kabinett für einige Zeit stützen. Damit sei aber der Einfluß 
llllmanis nicht gebrochen» Er besitze noch viele Anhänger, so daß mit einer 
Gegenaktion seinerseits weiter gerechnet werden müsse, um so mehr, als er 
von der englischen Kommission weitestgehend unterstützt werde. 
Die Amerikaner ständen der Einnahme Rigas wohlwollend gegen¬ 
über, sie hätten mit dem Versorgungswerk sofort begonnen. 
Eine Stellungnahme der Engländer und Franzosen zu der Einnahme 
von Riga liege nicht vor. 
VII. Betrachtungen. 
Bei der Betrachtung der Ereignisse im Baltikum in den ersten Monaten 
des wahres 1919 muß die einzig dastehende Tatsache in den Vordergrund 
gestellt werden, daß sich unmittelbar nach dem ungeheuerlichen Zusammen¬ 
bruch des Herbstes 1918 in kurzen Wochen wieder eine Truppe zusammen¬ 
fand, die unter schwierigsten Verhältnissen eine Angriffshandlung von 
mehreren Monaten gegen einen allerdings minderwertigen, aber zahlen¬ 
mäßig überlegenen Gegner durchzuführen imstande war. Das hat nicht nur 
den Mitkämpfern draußen und den Vaterlandsfreunden in der Heimat den 
Glauben an die Zukunft des deutschen Volkes wieder gestärkt, sondern auch 
der Entente wohl Anlaß zum Nachdenken gegeben. Hatten doch die Versuche, 
ihre siegreichen Truppen zum Kampf gegen den Bolschewismus einzusetzen, 
in Südrußland und anderwärts zu glatten Mißerfolgen geführt'). 
Die Einnahme von Riga bildete den Höhepunkt der kriegerischen 
Leistungen der deutschen Truppen im Baltikum. Sie zeigen Führung und 
Truppe auf gleich hoher Stufe militärischen Könnens. 
Die Führung hat es verstanden, sich den Gegebenheiten der Politik mit 
Geschick anzupassen. Die Schnelligkeit, mit der sie den operativ aussichts¬ 
vollsten Plan fallen ließ, als dieser aus politischen Gründen und wegen 
des Abtransports des kampffähigsten Verbandes nicht mehr durchführbar 
war, und an seiner Stelle zu einem anderen, immerhin möglichen Verfahren 
griff, spricht für sich selbst. Eine Änderung etwa in dem Sinne, daß die 
') Darstellungen aus den Nachkriegskämpfen, Band I, S. 107.
	        
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