Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Räumungsabsichlen der RcichSregienmg 
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Räumung einer 300 Kilometer breiten neutralen Zone bewegen zu können, 
wodurch die Riga-Frage sich von selbst erledigt hätte. Der Gedanke, die 
reichsdeutschen Truppen durch auf eigenes Risiko zurückbleibende Freiwillige 
zu ersetzen, wurde nicht abgelehnt, ebensowenig der, Riga durch lettische 
Truppen nehmen zu lassen. Graf von der Goltz entnahm aus den Verhand¬ 
lungen, daß man die Befreiung Rigas nicht ungern sah, „die Verant¬ 
wortung aber damals nicht selbst glaubte auf sich nehmen zu können". Er 
handelte dementsprechend. 
Noch ehe die Aussprache in Berlin stattfinden konnte, war in Libau der 
Entschluß der Reichsregierung bekanntgeworden, die Abberufung des 
Grafen von der Goltz und die Verwendung der deutschen Truppen als 
Hilfsmacht einer von der Entente abhängigen lettischen Regierung abzu¬ 
lehnen und nunmehr alle Streitkräfte aus Lettland und Litauen in kür¬ 
zester Frist zurückzuziehen. Das Generalkommando sah sich hierdurch ver¬ 
anlaßt, das Oberkommando Nord in einem dringenden Telegramm zu 
bitten, von einer solchen Maßnahme abzusehen. Sie bedeute Tod und Ver¬ 
nichtung unserer baltischen Stammesgenossen und Zugrabetragen aller 
Hoffnungen auf Ansiedlung, die viele deutsche Soldaten zum Kampf gegen 
den Bolschewismus nach dem Baltikum geführt habe. 
Trotzdem wurden die Erörterungen über die Gesamträumung fortgesetzt 
und am 13. Mai mit den Vorbereitungen zum Abtransport nicht unbedingt 
benötigter militärischer Gegenstände aus dem rückwärtigen Gebiet, ins¬ 
besondere aus Libau, begonnen, wobei die Arbeiten in aller Öffentlichkeit 
vor sich gehen sollten, um den Räumungsdrohungen der Reichsregierung 
vermehrten Nachdruck zu geben. 
Der durch die Friedensbedingungen geschaffenen Lage suchte das General¬ 
kommando durch einen Aufruf an die Truppen und durch eine persönliche 
Anweisung an die Generalstabsoffiziere gerecht zu werden. Ersterer gipfelte 
in einer Aufforderung an die Truppen, „schweigend weiterhin ihre Pflicht 
zu tun, was auch die Reichsregierung befehlen wird", und strengste Diszi¬ 
plin zu wahren. „Insbesondere wollen wir die einheimische Bevölkerung 
das Verbrechen nicht entgelten lassen, das an Deutschland begangen 
werden soll." 
Die Weisung für die Generalstabsoffiziere unterstrich vor allem die Un¬ 
möglichkeit, gleichzeitig gegen die Entente, Polen und Sowjetrußland Krieg 
zu führen und die Notwendigkeit, gegen militärisches Vorgehen der Polen 
gerüstet zu sein. Sie warnte dringend vor übereilten Schritten, insbe¬ 
sondere vor einem eigenmächtigen Vorgehen gegen Riga. 
13. mal
	        
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