Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

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Politisches Zwischenspiel 
in der Heimat am schwächsten war. Unter den Sorgen unb Nöten der 
Nachkriegszeit in banger Erwartung dessen, was einmal doch von feiten der 
angeblichen Sieger kommen mußte, im Rausche pazifistischer Irrlehren 
wurde der Hoffnungsschimmer, der im Osten aufblitzte, nicht beachtet. Den 
der damaligen Regierung nahestehenden oder sie an doktrinärem Radikalis¬ 
mus noch übertrumpfenden Kreisen des siegreichen Marxismus erschien sogar 
die Entstehung einer, wenn auch noch so kleinen, kampffähigen und kampf¬ 
willigen Truppe mit altgewohnter Disziplin unter der Führung der ver¬ 
schrienen und verhaßten Offiziere als eine Gefahr für die neue Ära, von 
der man auch jetzt noch nicht nur persönliche Vorteile, sondern vielfach ganz 
naiv einen Wiederaufstieg ohne Kamps, Arbeit und Opfer erwartete. 
Die Berichterstattung über die Taten der Deutschen im Baltikum war 
daher entweder betont vorsichtig oder bei der linksradikalen Presse aus¬ 
gesprochen feindselig. Genau nach dem seit Jahren gepredigten marxi¬ 
stischen Schema sah man den Freund und Bruder nicht in dem Deutschen 
schlechthin, gleichgültig ob er baltischer Baron oder einfacher Kriegs¬ 
freiwilliger war, sondern in dem parteipolitisch in derselben Farbe schillern¬ 
den lettischen Sozialisten oder russischen Bolschewisten. Manche Blätter und 
Schriftsteller betrachteten es als ihre Aufgabe, die ausländischen Gesinnungs¬ 
genossen vor allem gegen die deutschen Führer in Schutz zu nehmen. Daß 
unter diesen Umständen auch die Letten sich nicht beeilten, ihren deutschen 
Beschützern ihren Dank abzustatten, war bei dem kaum verhüllten Gegensatz 
der beiderseitigen Anschauungen und Absichten nicht zu verwundern. Be¬ 
deutete doch jeder Erfolg der deutschen Truppen eine Rückenstärkung für 
das baltische Deutschtum und eine Förderung der Siedlungsabsichten der 
reichsdeutschen Soldaten. 
Auch der Gedanke, die angeblichen Sieger des Weltkrieges nicht durch 
Unterstreichung der deutschen Waffenerfolge reizen zu dürfen, spielte eine 
uns heute unverständliche Rolle. 
Auf alle Fälle kam weder das deutsche Volk zu einer wirklichen Freude 
über die Siege seiner Söhne, noch die Truppe am Feind zu der wohl¬ 
verdienten Rückenstärkung durch die öffentliche Meinung der Heimat. Der 
Dank des Vaterlandes, den sich die Kämpfer der letzten Front nicht minder 
verdient hatten, als die des Weltkrieges, blieb ihnen versagt. 
Die Soldatenräte. 
Dafür ging die Quertreiberei der meisten Soldatenräte, die ängstliche 
Zurückhaltung und der passive Widerstand vieler Behörden gegenüber den 
Baltikumtruppen unentwegt weiter.
	        
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