Volltext: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga

Einführung 
zu den „Darstellungen aus den Nachkriegs¬ 
kämpfen deutscher Truppen und Freikorps". 
Als am 11. November 1918 der Abschluß des Waffenstillstands von 
Compiögne an den Fronten bekannt wurde, stand die große Masse des 
deutschen Feldheeres außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches. Für 
jeden Sachverständigen, aber auch für jeden einsichtigen Laien war es klar, 
daß die Rückführung dieses Millionenheeres rein technisch ein ungeheueres 
Maß von Arbeit, klare, durchgreifende Anordnungen von oben und williges 
und pünktliches Funktionieren aller Nachgeordneten Stellen erfordern würde. 
Der Heeresmechanismus, der viereinviertel Jahre lang jeder Bean¬ 
spruchung durch einen Krieg ohnegleichen standgehalten hatte, sah sich vor 
einer neuen schwersten Probe. Aus den Erfahrungen des Krieges darf man 
schließen, daß er trotz vierjährigem Raubbau auch diese bestanden hätte, 
wenn nicht zwei neue gewaltige Hemmungen sich geltend gemacht hätten: 
der durch den Waffenstillstandsvertrag nicht geminderte, sondern verstärkte 
Vernichtungswille der Feinde und der im verhängnisvollsten Augenblick 
entfesselte Sturm und Drang der Revolution. 
Das in unendlichen Kämpfen gehärtete Westheer hat auch diese letzte 
Probe bestanden und in seinem geordneten Rückmarsch sich selbst ein 
Denkmal gesetzt. An anderer Stelle glaubten die bisher durch die eisernen 
Klammern der Disziplin im Schach gehaltenen Kräfte der Zersetzung ihre 
Zeit gekommen. Auch Elemente, die bisher unerschütterlich ihre Pflicht und 
Schuldigkeit getan hatten, ließen die Hände in den Schoß sinken. Die Folge 
davon war jener fast unbegreifliche Zusammenbruch, dem zuerst das Be¬ 
satzungsheer und die Etappe erlegen waren und der nun auch im ungeeignetsten 
Augenblick die Osttruppen zu erfassen drohte und teilweise auch erfaßt hat. 
So trübe denn auch das Bild ist, das damals die sich auflösenden 
Armeen geboten haben, so unerfreulich die militärischen Ereignisse vom 
Winter 1918 bis 1920 für jeden Deutschen sind, so notwendig ist für den 
Soldaten die Beschäftigung mit diesen Nachtseiten kriegerischen Erlebens, 
wenn er allen Anforderungen feines Berufes gegenüber innerlich ge¬ 
wappnet sein will. 
Das Bild ist zudem ebensowenig ohne glänzende Lichtseiten, ohne Bei¬ 
spiele stillen Heldentums und aufopferungsvoller Pflichttreue, wie der 
Zusammenbruch der preußischen Armee von 1806. Der verewigte General¬ 
feldmarschall von Hindenburg hat durch sein Verbleiben an der Spitze des
	        
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