Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

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Drittes Kapitel 
der polnischen Frage, ist kaum anzunehmen, daß er der vorgeschlagenen 
germano-polnischen Lösung zugestimmt hat. So ganz in die Habsburgische 
Gedankenwelt können doch nicht alle Konferenzteilnehmer eingesponnen 
gewesen sein, daß nicht der eine oder der andere die Annehmbarkeit des An¬ 
gebotes für das Deutsche Reich bezweifelt hätte. Als Schachzug wäre es 
verständlicher, weil es im Falle der Annahme Österreich-Ungarn von 
seinem russischen Bedränger losgelöst und die Auseinandersetzung mit dem 
revolutionären Rußland ausschließlich dem Deutschen Reiche zugeschoben 
hätte. Aber auch dieser Gedankengang mündet im Irrationalen. 
Die Laxenburg-Wiener Besprechungen Czernins mit dem bourbonischen 
Prinzen am 23, und 24. März haben seinen Plan nicht umgestoßen. Als 
Unterhändler und Vertreter der Interessen der Monarchie konnte er Sixtus 
und Xaver nicht gebrauchen. Zur ersten Anknüpfung mit Frankreich hatte 
er sie sich gefallen lassen. Die zwei Audienzen des Prinzen Sixtus bei 
Poincare verliehen den vier Punkten in seinen Augen ein neues Gewicht. 
Über seine Richtlinien vom 19. Februar ist er auch am 24. März nicht 
hinausgegangen, aber er hielt sich in der Berliner Konferenz am 26. März 
genau an die jetzt für französische Richtlinien gehaltenen vier Punkte. 
Schon im Februar schien es ihm, daß „die Entente einen großen Wert auf 
Serbien lege, einen größeren jedenfalls als auf Rumänien". In Berlin 
erklärte er, daß die Monarchie deshalb zu dem Opfer bereit wäre, „Serbien 
in irgendeiner Form ans Meer zu lassen". Auch die Illusion, daß „in 
diesem Falle die Entente vielleicht" Rumänien preisgeben werde, stammte 
schon aus der Februarauslegung der vier Punkte und mußte jetzt zur Ver¬ 
stärkung des Entschädigungsanspruches auf die Walachei dienen, von deren 
Annexion er am 26. März noch den Verzicht auf die austropolnische Lösung 
abhängig machte. 
Auf das Homburger Angebot vom z. April weisen in der Berliner Kon¬ 
ferenz vom 26. März nur zwei Momente hin. Der betonte Wunsch deö 
Reichskanzlers, Russisch-Polen in den deutschen Zollverband einzuschließen, 
wird Czernin wohl zu der Schlußfolgerung verleitet haben, daß das 
Deutsche Reich sich Russisch-Polen völlig angliedern wolle. DaS Auf¬ 
brausen Bethmann Hollwegs auf die Zumutung, einen Teil Elsaß-Loth¬ 
ringens an Frankreich abzutreten ohne entsprechende österreichische Opfer, 
wird Czernin dagegen als deutschen Wunsch nach einer Juwage aufgefaßt 
haben. Aus der von ihm und dem Reichskanzler am 27. März unter¬ 
schriebenen Zusammenfassung der Wiener und Berliner Besprechungen 
läßt sich aber noch keine Andeutung des Angebotes herauslesen. Die Haft-
	        
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