Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Drittes Kapitel 
Die Richtlinien Czernins 
^L/turet läßt in seiner die tschechischen Abschriften benutzenden Darstel¬ 
lung der Politik des Zweibundes auf das Friedensangebot vom 12. Dezember 
1916 die Wiener Konferenz vom 16. März 1917, den Kronrat vom 22. März, 
den Kaiserbesuch in Homburg vom z. April und die Kreuznacher Konferenzen 
vom 17. und 18. Mai folgen, ehe er sich der Sonderfriedensaktion des 
Prinzen Sixtus zuwendet. Der Anlaß der Iweibundverhandlungen zwischen 
dem 16. März und 18. Mai hinkt ihrer Erzählung nach, so daß weder die 
von Sixtus geleitete Politik Kaiser Karls noch die Politik Czernins, ge¬ 
schweige denn die deutsche Politik von ihm so gesehen werden, wie sie in 
ihrer Verflechtung gesehen werden müssen. 
Durch die völlige Bloßlegung des Ursprunges der Sonderfriedensaktion 
ist auch dieses Kapitel der politischen Geschichte des Weltkrieges seit 1925 
noch durchsichtiger geworden. Die vier Punkte des Prinzen SixtuS waren 
der erste Schritt zur Verwirklichung der seit 1914 gehegten lothringisch- 
bourbonischen Hoffnung, mit Hilfe der Westmächte Österreich-Ungarn von 
seinen feindlichen Bedrängern und von seinem deutschen Verbündeten zu 
erlösen. Czernin hielt sie auf den ersten Blick für die Vorläufer westmächt- 
licher Präliminarien zu einem allgemeinen Frieden und verrannte sich schon 
vor Ausbruch der russischen Revolution in die fixe Idee, daß durch Räu¬ 
mung der besetzten französischen Gebiete, Wiederherstellung und Entschädi¬ 
gung Belgiens und die Abtretung der Reichslande oder eines Teiles der¬ 
selben ein glimpflicher Friede für die Monarchie zu erreichen sei. Als der 
Reichskanzler seiner Einladung nach Wien folgte, stand schon sein Plan 
fest, den deutschen Verbündeten durch stärksten Druck opferwillig zu 
stimmen. Als Druckmittel sah er Lockungen und Drohungen an. Drohen 
konnte er eigentlich nur mit der Gefahr des Zusammenbruches des eigenen 
Staates, der zur bedingungslosen Kapitulation des Vierbundes führen 
mußte. In den vier Punkten vermochte er kein Sonderfriedensangebot zu 
sehen, und das echte englische Angebot, das er noch am ig. März für ein 
russisches hielt, kam, mit den vier Punkten verglichen, für ihn nicht in 
Betracht. So entschloß er sich, es zunächst mit Lockungen zu versuchen.
	        
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