Volltext: Alpenkrieg

sind die Straßensperren Cherz und Ruaz vorhanden, 
aber sie befinden sich außerhalb der Widerstandslinie 
und sind nur von Beobachtungspatrouillen besetzt. 
Der Col di Lana selbst trägt auf seinem Gipfel eine 
kleine Hütte, die schon im Herbst 1914 als Unterkunft 
für einen ständigen Posten errichtet worden ist. Seine 
Befestigung, offene Schützengräben und dürftige Unter¬ 
stände, liegen auf zweien der drei nach Süden vorge¬ 
lagerten Bergrücken. Einzelne Geschütze sind westwärts 
auf der Hochfläche von Cherz, im Norden zwischen 
Monte Sief und Settsaß, im Osten am Fuße des Sasso 
di Stria eingebaut. Sie sollen die mächtig ausladenden 
Südhänge decken. 
Elend steht es um die Anmarschwege. Die Dolo¬ 
mitenstraße ist nur zum Teil in den Händen des Ver¬ 
teidigers, der entscheidende Abschnitt liegt im Vorfeld; 
sie kommt daher für die Zufuhr nicht in Betracht. So 
bleibt nur der dürftige Karrenweg durch das Gadertal 
bis Corvara. Von dort müssen alle Lasten durch Träger 
nach vorne geschafft werden, und zwar auf einem Fu߬ 
steig, der streckenweise versumpft und vom Feinde ein¬ 
gesehen ist. Jede Patrone, jedes Stüde Brot kostet un¬ 
endliche Mühe, eh* sie an Ort und Stelle sind. Wenn 
erst gar einmal der Winter einbricht, wird dieser Weg 
über die schutzlosen, lawinengefährlichen Westhänge der 
Pralongia und des Monte Sief vollends zur Hölle. Viele 
der Tapferen, denen diese schwere Aufgabe zufiel, bü߬ 
ten dabei ihr Leben ein. Die Geschichte des Col di 
Lana ist gleichzeitig das Heldenlied der ungenannten 
und unbekannten Träger des Alpenkrieges, ohne deren 
Wirken es nicht einen Tag erfolgreichen Widerstands 
gegeben hätte. Bei dem dauernden Mangel an Menschen¬ 
kräften mußte vielfach auch dieser Dienst von den 
Kampftruppen geleistet werden. 
Am 8. Juni eröffnen italienische Batterien das Feuer 
gegen den Col di Lana. Von den Höhen des Monte 
Padon und Col Toront blitzt es im Morgennebel, heu¬ 
len die ersten Granaten über das tief eingeschnittene 
Tal und schlagen in der Nähe der Infanteriestellung ein, 
die sich auf der westlichen der beiden befestigten Rück¬ 
fallkuppen, auf dem Costone di Salisei befindet. Auch 
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