Volltext: Alpenkrieg

Im Westen der mächtige, vergletscherte Stock der Mar- 
molata, im Norden ein harmloser, grasbewachsener 
Berg, der inmitten der Wunderwelt der Dolomitengipfel 
störend, nichtig, unscheinbar aufragt: der Col di Dana. 
Keiner von denen, die vom Monte Migogn hin¬ 
überblicken auf den Kegel, zu dessen Füßen sich das 
weiße Band der Dolomitenstraße hinzieht, ahnt auch nur 
im entferntesten, daß dieser Berg bestimmt ist, Fluch, 
Entsetzen und Schicksal für Tausende und aber Tausende 
zu werden; daß sein Name bald Hohn sein wird und 
eine furchtbare Abwandlung erfahren soll: Col di San- 
gue, Blutberg, Schädelstätte unendlicher Opfer, heißer 
ersehnt, erbitterter verteidigt als alle die anderen Gip¬ 
fel, die das Auge von hier aus erspäht. Und daß am 
Ende dieser unscheinbare Col di Dana für alle Zeiten 
verändert aus dem großen Ringen hervorgehen wird — 
ein zertrümmerter Gipfel, ein unzerstörbares Mahnmal 
vom Heldenkampf zweier Völker bis in die fernsten 
Tage. 
3. 
Der Soldat sieht mit anderen Augen als der Schön¬ 
heit und Erholung suchende Wanderer. Für ihn ist der 
Col di Dana nicht der schlichte Berg, der zwar 2464 m 
hoch aufragt, aber so gar keinen Dolomitencharakter 
trägt. Wie eine Bastion drängt er nach Süden hin aus 
der Widerstandslinie, hemmt und hindert jeden Ver¬ 
kehr auf der Dolomitenstraße zwischen Pordoi-Joch und 
Falzarego-Paß, sperrt die Uebergänge ins Abtei- und 
Grödnertal und weiterhin gegen Bruneck, Brixen, Bozen, 
also gegen das Herzstück der ganzen Tiroler Verteidi¬ 
gung. Mit dem Monte Sief zusammen bildet er ein Berg¬ 
massiv, das nach Süden in drei sanfter geneigte Rück¬ 
fallkuppen ausläuft. Seine Westflanke wird im Contrin- 
tal durch das Werk Da Corte, seine Ostseite durch den 
schwer zugänglichen Felsgipfel des Sasso di Stria ge¬ 
deckt. Nördlich dieser mächtigen Zinne, am Fuße des 
gewaltigen Dagazuoi, liegt ein zweites Fort, ebenso ver¬ 
altet und ohne jeden Kampfwert wie Da Corte: Tre 
Sassi. Als weitere Befestigungswerke in dieser Gegend 
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