Neben den Geschützen kauert die Bedienung, an die
harte Panzerwand gedrückt so gut es geht. Zigaretten
leuchten auf, Worte fallen. Noch schwingt das Wort
„Krieg" in den Gemütern nach. Aber dann, nach Stunden
vergeblichen Wartens fallen die müden Augen zu, schläft
einer nach dem andern ein. Nur auf den Kommando-
ständen halten die Diensthabenden Wache. Griffbereit
hängt die Handlampe, die Maschinengewehre sind hoch¬
gekippt, Patronengurten eingezogen.
Aber die Zeit rieselt als ein unendlicher Regen
kleiner Geräusche durch die Stille und langsam verebbt,
was groß und flammend vor dem inneren Blick stand:
Der Krieg ...
4.
Im Osten wird es grau. Von den Bäumen trieft
Nebelfeuchte. Eine Vogelstimme erwacht, eine zweite,
dritte.
Dann ein dumpfer Laut, wie Unkenruf: das ver¬
einbarte Zeichen. Die Männer im Vorfeld erheben sich
todmüde, gehen durch das taunasse Gras zurück. Vor
ihnen taucht das Werk aus der ersten Dämmerung, ein
großer flacher Klumpen, wie ein Hünengrab. Der Draht¬
verhau, drei Zonen auf soliden Eisenstäben, starrt als
ein unbezwinglicher Stachelwald. Aber seitwärts, wo die
Hindernisse der nächsten Stützpunkte anschließen, sind
Gassen freigehalten. Spanische Reiter schließen sie.
Scharrende Stiefel durch den harten Schotter, ein
Postenanruf. Dann kreischen die Panzertüren des Zwin¬
gers und das vertraute Betongewölbe hat die vermeint¬
lich Todgeweihten aufgenommen. Keinem ist ein Haar
gekrümmt worden. Es war eine Nacht wie andere auch.
Eine Viertelstunde vergeht. Es ist halb drei Uhr
morgens.
Da flammt es mehrmals im dämmerigen Nebel der
Ferne auf, daß die Männer in den Panzerständen un¬
willkürlich den Blick heben. Dumpfes Poltern . . .
Abschüsse . . .
Heulend schwillt es aus dem blassen Himmel, wächst
in schwindelnder Eile zu fürchterlichem Fauchen an,
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