ein steil aufstrebender Minengang von 1100 Meter Länge,
aus der Schlucht hinauf gegen die österreichische Gipfel-
stellung, eine riesenhafte Treppe im Innern des Berges,
die zu ersteigen man fast eine Stunde braucht.
Und hier wird Rache genommen für die Felsband¬
stellung, für die 200 Mann, die dort mit einem Schlag
zerschmettert wurden. Die Mine auf der Vorkuppe soll
der Tat der Oesterreicher ebenbürtig sein: 33.000 Kilo¬
gramm Sprenggelatine wandern in den Berg, eine La¬
dung von ungeheurer Stärke.
Fast genau einen Monat nach der Katastrophe
nebenan, am 20. Juni 1917 reißt ein mächtiger Feuer¬
schlag die Vorkuppe des Kleinen Lagazuoi auseinander
und viele tausend Kubikmeter Felsen poltern in die
Tiefe. Unten am Fuß des Bergstockes liegt ein zweiter
Schotterkegel, das Grab manchen braven Kaiserjägers.
Aber der Großteil der Stellung ist erhalten geblieben
und die Alpin! versuchen vergebens, die Vorkuppe nach
der Sprengung zu stürmen.
Drei Monate später haben die österreichischen Sap¬
peure den Angriffsstollen vom Mai so weit verlängert,
daß man nun mit einer weiteren Sprengung die neue
Stellung der Italiener auf dem östlichen Felsband er¬
reichen kann. Am 16. September 1917 schmettert hier
eine Ladung von 4000 Kilogramm Ekrasit wieder Ge¬
steinsmassen, Menschen und Unterkünfte in die Tiefe.
Sechs Wochen nachher — in dieser Zeit wird auf
beiden Seiten unentwegt mit Stoßbohrer und Spreng¬
patrone gearbeitet — bricht endlich das Ringen um
den Kleinen Lagazuoi jählings ab. Mitten aus neuen
Angriffsplänen gerissen, müssen die Alpin! über Nacht
das Feld räumen: Der Durchbruch von Flitsch-Tolmein
hat auch dieser Gegend den Bergfrieden wiedergegeben.
Damit erlischt ein zweieinhalb jähriger Kampf von un¬
erhörter Schärfe, ohne Entscheidung gebracht zu haben...
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