Volltext: Alpenkrieg

konnten ihren Nachschub mit der schon im Sommer 1916 
erbauten Drahtseilbahn aus dem Val Candiarei ungehin¬ 
dert durchführen. Daß auch ihnen der Winter stark zu¬ 
setzte und daß viel Seelengröße erforderlich war, ihn 
zu ertragen, wird niemand leugnen. Hier wie überall 
zeigten sie sich als Soldaten von echtem Schrot und 
Korn, als tapfere und ritterliche Gegner. 
4. 
Schon der Winter 1915/16 hatte dem Soldaten des 
Hochgebirgskrieges gezeigt, was der Doppelkampf gegen 
Feind und Natur bedeutet. Die Opfer gingen in die 
Tausende. Aber noch war der Krieg nicht in die höch¬ 
sten Höhen getragen worden. Das geschah erst im zwei¬ 
ten Sommer. 
Man wußte nun wohl, daß der folgende Winter ein 
Uebermaß an Leiden und Opfern fordern werde; den¬ 
noch bestand Hoffnung, die Verluste mildem zu kön¬ 
nen, einesteils auf Grund der Erfahrungen vom letzten 
Jahr, andemteils durch den Einsatz von alpinen Referen¬ 
ten und besonders ausgebildeter Mannschaften. 
Da kommt jener Winter von 1916/17, der seines¬ 
gleichen seit Menschengedenken nicht hatte, ein Winter, 
der alle Erfahrungen, jede Kenntnis der Hochgebirgswelt 
über den Haufen wirft! Schon im Spätherbst setzen seine 
Vorboten ein; es schneit andauernd und dieser Schnee¬ 
fall wird für beide Gegner zu einer entsetzlichen Kata¬ 
strophe. 
Anfangs Dezember ist der Großteil des Verkehrs 
lahmgelegt. Die Soldaten in den Höhenstellungen hun¬ 
gern und frieren, sie suchen verzweifelt nach Abhilfe. 
Umsonst. Sogar die großen Drahtseilbahnen versagen den 
Dienst Meist sind es die Talstationen, die verschüttet 
und weggerissen werden, dann aber auch einzelne Zwi¬ 
schenstützen. Und wenn die Drahtseilbahnen intakt sind, 
stockt wieder der Verkehr auf den Straßen und Saum¬ 
wegen. 
Die beiden ersten Dezemberwochen verstreichen un¬ 
ter einem Schneefall, wie ihn die kühnste Phantasie nicht 
ausdenken kann. Drei Meter, vier Meter, fünf Meter 
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