Volltext: Alpenkrieg

Dohm ifenkämpfe 1916 
i. 
Schon nach den ersten Kriegswochen frieren jene 
Abschnitte der Alpenfront, in denen die Gegner Fühlung 
haben, hoffnungslos ein. Den Lehren der Strategie zu¬ 
folge hätten sich nun die kämpfenden Parteien damit 
begnügen müssen, einander scharf auf die Finger zu 
sehen, sonst aber möglichst sparsam mit der eigenen 
Kraft umzugehen. Denn Erfolge, die den Gang des Feld¬ 
zuges irgendwie hätten beeinflussen können, gab es hier 
kaum zu erringen. 
Aber diese Front verlangte schon wegen der Wild¬ 
heit der Natur und den Schwierigkeiten des Geländes 
Menschen, die härter, kühner, unternehmender sind als 
der Durchschnitt. Von solchen Menschen, die man für 
die schwersten Abschnitte noch zu ganz besonderen 
Zwecken auswählte und zusammenfaßte, kann man nicht 
verlangen, daß sie sich „weise" verhalten und jene 
Kräfteökonomie treiben, die theoretisch richtig wäre. Es 
nützt wohl nichts, eine Felsnadel zu belagern und sie 
mit ebenso großer Aufopferung zu verteidigen, wenn 
dahinter zehn andere Gipfel die gleichen Schwierig¬ 
keiten bieten und der Krieg hundert Jahre dauern 
müßte, um sich endlich durch den ganzen Alpenwall 
fressen zu können. Aber die Tatkraft der hier fechten¬ 
den Soldaten, der kriegerische und sportliche Ehrgeiz, 
kurz die persönliche Art des Kampfes fragte gar nicht 
nach solch weifgesteckten Zielen. Es wurden Heldentaten 
vollbracht, die vielleicht nicht ganz im Einklang mit 
ihrer Auswirkung standen, zu denen aber der eine Geg¬ 
ner den anderen zwang und bei denen der andere immer 
freudigen Herzens mitging. Denn neben einer glühenden 
Vaterlandsliebe hüben wie drüben war es der Wunsch, 
die Leistungen des Gegners zu übertrumpfen, es „ihm 
zu zeigen", der den Gang der Handlungen bestimmte. 
So belagern die Italiener seit vielen Monaten schon 
die Punta dei Bois, die sie Castelefto nennen, jenes 
246
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.